Ein Pas de deux zweier sehr
unterschiedlicher Männer, Mayr und ich, die
ihre Eindrücke und Erfahrungen in völlig
verschiedenen Codes zusammentragen. Wir sind
beide mit EDV-Werkzeugen vertraut, um unsere
Arbeit zu tun. Da ist viel Computertechnik
im Spiel. Aber etliche Dinge müssen ganz
physisch werden. Greifbar. Anschaulich im
Raum.
So hat Mayr einen ersten
Prototyp gebaut, in die Maßen des kommenden
Buches, hat auch ein paar Doppelseiten
gestaltet, damit wir besser sehen, was wir
uns vorstellen. Ich sitze zwischendurch mit
unzähligen Blättern da, mit einer ersten
Auswahl der Gedichte, was einen
hinreichenden Überhang verlangt, denn ich
werde etliches davon rausschmeißen.
Im Hin und Her der sich ändernden
Reihenfolge sehe ich dann, welche Gedichte
nicht dazugehören. Darüber brüten wir später
noch beide, um den Dialog von Text und Bild
abzustimmen, zu präzisieren. Layout und Satz
werden schließlich Mayr und Strahalm
besorgen..
Richard Mayr (links) und Werner Strahalm.
Ich erzähle das so ausführlich, weil das
eine magische Praxis ist; auf dem Weg
zur Druckvorstufe. Bis dann die
Fertigungsstraße die womöglich in Folie
eingeschweißten Bücher raushaut, bin ich
schon woanders.
Manche mögen von
den Situationen mit oder vor Publikum
träumen. Das ist für mich ein Teil des
Jobs, aber nicht der wichtigste. Die
Magie liegt in diesem Werden davor. Wenn
man Eindrücke verarbeitet, Texte verfaßt
und nach einer Weile feststellen kann,
daß etliche der geschriebenen Gedichte
etwas taugen.
Sobald es dann in
diesen nächsten Abschnitt geht, der
Entscheidungen verlangt, die ein Buch
erst möglich machen, das alles ist
Magie. Gut, ich nehme zur Kenntnis, daß
diese keine Ära ist, in dem das Buch als
kulturelles Phänomen besonders gefeiert
würde. Aber das war es ohnehin im Rahmen
breiter gesellschaftlicher
Konsensfindung noch nie.
Prototyp des kommenden Buches.
Ich erlebe sogar Bildungsbürger, die
sich in Kontroversen wie Barbaren
benehmen. Keine Ahnung, was in solchen
Köpfen vorgeht. Seit ich lesen kann,
kenne ich die Begeisterung für Literatur
bloß als ein Nischenereignis. Geht man
aus solchen Nischen heraus, ist es ganz
staunenswert, wer sich alles in einer
Praxis der Intellektuellenfeindlichkeit
übt.
Mich schert das nicht. Es
hat mich niemand zu einem
Exekutivbeamten in Sachen Weltrettung
berufen. Ich hab reichlich zu tun, in
einer Nische des relevanten geistigen
Lebens für angemessene Umgangsformen zu
sorgen. Und für Inhalte, Inhalte,
Inhalte. Die Barbaren spielen da keine
Rolle.
+)
Raum der Poesie