Es gibt in Österreich kaum Kunstschaffende,
denen es gelingt, aus rein künstlerischer
Tätigkeit ein angemessenes Jahreseinkommen
zu erwirtschaften. Das ist für ein Gros
meiner Kolleginnen und Kollegen einfach
nicht möglich. Der Markt gibt es nicht her,
ganz egal, welche Qualität man bietet.
Punkt!
Ich rede hier noch von
Gegenwartskunst, nicht vom
Dekorationsgeschäft, auch nicht von
gehobener Freizeitgestaltung, also „Kunst
als Hobby“. Ich meine Arbeiten, die in einem
zeitgemäßen Kunstdiskurs zur Debatte stehen
können. Da beginnt der Ärger dann schon. Wie
oft habe ich es erlebt, daß Leute, die von
diesem Kunstdiskurs eher keinen Tau haben,
einen ansatzlos beleidigen, wenn man dieses
Thema betont.
Das ist ein wenig so, wie wenn man zwar
von Mechatronik und aktueller
Chip-Technologie keine Ahnung hat, aber
seinen Automechaniker beschimpft, weil
der darum gebeten hat, ihm nicht weiter
über der geöffneten Motorhaube seinen
Job zu erklären.
Wenn bloß ein
minimaler Anteil von Österreichs
Kunstschaffenden mit ausschließlich
künstlerischer Arbeit ein gutes
Jahreseinkommen schafft, was übrigens
nur in Kooperation mit leistungsfähigen
Galerien oder Agenturen möglich ist,
dann muß ja der ganze Rest sein Brot auf
andere Art verdienen.
Das sind
nach meiner Einschätzung mindestens 90
Prozent aller Kunstschaffenden. Klar?
Klar! Das bedeutet auch, der Broterwerb
kann keine Kategorie der Kunst sein und
kein Kriterium für künstlerische
Qualität. Klar? Klar! Was heißt das für
unsere Debatte?
Von links: Kuratorin Mirjana
Peitler, Veronica Kaup-Hasler
(Intendantin "steirischer herbst") und
Archtiekt Winfried Lechner bei
Projektbesprechung.
Das bedeutet, wenn ich über
Professionalität in der Kunst spreche,
dann geht es nicht um Aspekte des
Marktes, um Dimensionen des Broterwerbs.
Es geht um Intention, Emotionen,
intellektuelle Selbstachtung, taugliche
Konzepte, handwerkliche Kompetenzen. Es
geht um Paktfähigkeit,
Umsetzungsqualitäten, Arbeitsethos. Es
geht also um Qualitäten, die vorerst
nichts mit der Bezahlung einer
künstlerischen Kraft zu tun haben.
Und es geht darum, daß
Professionalität durch Arbeitszeit
kommt. Konsequentes Arbeiten. Genies
sind selten und selbst die müssen
fleißig sein, sonst gedeiht kein Werk
und kein Marktwert. Wenn mich also ein
Bildungsbürger vor Publikum auf folgende
Art schilt, dann nur, weil er damit
seine eigenen Agenda verfolgt.
Von der Branche hat er offenbar keine
Ahnung. Zitat:
„Obwohl's Herr
Krusche in seiner selbst angeeigneten
Funktion als Arbiter aller Gleisdorfer
Kreativen natürlich bösartig meint, wenn
er von Hobbykräften spricht, sollte er
schon auch bedenken, dass einer Kunst
auf Hobbybasis nachzugehen durchaus
ernstzunehmende Früchte tragen kann und
wahrlich nicht der Leidenschaft und
Hingabe entbehren muss.“ Er will
eben einfach Ruhe in seinem Nähkästchen.
Da stört der reale Künstler mit seinen
Jahrzehnten an Praxis.
+)
Kulturpolitik
(Notizen)