Wozu unterscheide ich primäre, sekundäre und
tertiäre Kräfte? Primäre Kräfte sind jene,
die kulturelle Vorgänge erdenken, den
Content erarbeiten, die Werke erschaffen.
Dort docken sekundäre Kräfte an.
Kulturmanagement, Kulturpolitik, Kunstmarkt
etc.
Kunst und Kultur eines
Gemeinwesens sind natürlich darauf
angewiesen, daß der primäre und der
sekundäre Bereich komplementär
ineinandergreifen. Als tertiäre Kräfte
bezeichne ich das Publikum. Ich meine auch
Kunst- und Kulturinteressierte, die für ihre
Leidenschaft materielle und immaterielle
Mittel einsetzen.
Wir wären also im
günstigsten Fall eine
Interessensgemeinschaft mit
unterschiedlichen Kompetenzen und Aufgaben,
könnte darin enorme Synergien schaffen und
zum wechselseitigen Nutzen geistreiche Dinge
tun. Vor allem, weil nach meiner Überzeugung
ausnahmslos jeder Mensch spirituelle und
kulturelle Bedürfnisse hat.
Im Gespräch mit Maler Hannes
Schwarz.
Wie ist es dann möglich, daß etwa ein
Pädagoge, den ich überhaupt nicht kenne,
in meine Facebook-Timeline hereingräscht
und mich ohne viel Umschweife
beschimpft? Dazu kommt dann natürlich
auch die Grundübung des
Hegemonie-Lehrbuben: Er spricht mir
meinen Status als Künstler ab, räumt
diesen Aspekt, samt meinen
Sachkompetenzen, flott vom Tisch.
Die Erklärung dafür liegt unter
anderem in einem Aspekt, den ich in der
Einser-Glosse erwähnt hab. Rührige Leute
setzen sich gerne auf die Arbeit
primärer Kräfte drauf, um einen
Prestigegewinn zu lukrieren, der mit
ihren ursprünglichen Kompetenzen nicht
zu holen wäre.
Um solche
Strategien abzusichern, muß man Leuten
wie mir natürlich – soweit möglich -
ihre Definitionsmacht entreißen. Wo
kämen wir hin, wenn ein Künstler sein
Metier selbst definieren wollte? Na, und
eigentlich ist er ja gar keiner. So geht
das!
Das Modell und sein Bildnis:
Sigi Tinchon by Herta Tinchon.
Diese Pose steht in einer Tradition des
aufstrebenden Bildungsbürgertums seit
Maria Theresia, als der Zentralstaat
einen großen Hunger nach Arbeitskräften
entwickelte, die simple Kulturtechniken
beherrschen.
In diesen
Kräftespielen wurzelt auch das, was wir
als “Volkskunde” noch kennengelernt
haben. Dieses Bildungsbürgertum suchte
nach Kompensation für seine
Minderwertigkeitsgefühle gegenüber dem
Besitzbürgertum und dem Adel, bemühte
sich dabei um ausreichende soziale
Distanz zum “Pöbel”. So begann ein
Bevormunden und Erziehen dieses “Pöbels”
im Namen von Kultur und Bildung.
Ein so Gebildeter
„darf dich also
ungestraft,weil zumindest teilweise
belegbar, einen eierlosen, aus dem
Handwerksmilieu stammenden Rezensenten
,der in zeitgenössischer Kunst
dilettiert nennen?“
Na sicher! Darf er.
Es hat ja nicht besonders viel Gewicht,
daß er es so sehen möchte.
+)
Kulturpolitik
(Notizen)