Zu den verbreiteten Blödheiten
halbgebildeter Leute gehört die Auffassung,
es sei anrüchig, wenn es Künstlern um Geld
gehe. Eines der Motive dafür ist das
Delegieren von Ethos. Wenn ich schon selbst
spitze Ellbogen einsetze, um an Geld zu
kommen, sollen wenigstens
“
verpflichtet sein. Moralisches
Outsourcing...
Das sind oft die
selben Deppen, von denen ich höre, was die
„Aufgaben der Kunst“ seien, auch die
„Verpflichtung der Künstler gegenüber der
Gesellschaft“. Lauter Geschwafel! Hier ist
außerdem nicht von Agenda der Kunst die
Rede, sondern von sozialen und ökonomischen
Fragen.
Wie erwähnt, der internationale Kunstbetrieb ist
ein sehr hartes Pflaster mit stellenweise
schmerzhaft kaltem Klima. Dafür muß man fit
sein, falls man in solchen Kategorien reüssieren
möchte. Wer nun zu romantischer Verklärung
neigt, kann sich mit Hanno Rauterbergs Buch „Und
das ist Kunst?“ (Eine Qualitätsprüfung) auf
aktuellen Stand bringen.
Wer solche
Zustände beklagt, treibt sich einfach auf der
falschen Baustelle herum. Hier greift das Bonmot
„If you can't stand the heat, get out of the
kitchen!“ Es gibt zum Beispiel auch
Unterschiede, ob man den Grazer Schloßberg rauf
möchte, den Grimming oder den Mount Everest.
Zur Lektüre empfohlen!
Wer aber dem Kunstbetrieb moralisch bekommen
möchte, kann gleich loslegen, den Kapitalismus
zu revidieren. Viel Glück und gute Reise! Hat
man das erst einmal zur Kenntnis genommen,
könnte das Augenmerk auf Fragen einer seriösen
Kulturpolitik gerichtet werden. Politik, die das
geistige Leben eines Landes mit Achtsamkeit
verstärkt und mit Kofinanzierungen begleitet.
Dazu bleibt eine Kontinuität in
kulturpolitischen Debatten und Kunstdiskursen
unverzichtbar. Und zwar als öffentliche
Debatten. Haben wir das? Nein! In der Steiermark
auf jeden Fall nicht. Meine letzten prägnanten
Erfahrungen auf solchem Gebiet sind von zwei
Merkwürdigkeiten geprägt.
Wie karg soll ein Künstlerleben denn
nun ausgestattet sein?
Erstens haben mir eine Landesbedienstete aus der
Kulturabteilung und eine Kulturgewerkschafterin
(IG Kultur Steiermark) für zwei meiner
kulturpolitischen Glossen per Anwalt mit einem
Gang zu Gericht gedroht. Da entfällt der Diskurs
also.
Zweitens habe ich erlebt, wie die
Weizer Drexler-Konferenz zum Thema
„Kulturstrategie 2030“ von Funktionärsseite
einfach korrumpiert wurde, um ein fertiges
Kulturprojekt in der Schublade zu promoten,
statt eine Debatte zu führen, die über den
nächsten Horizont hinausweist.
Ich muß
zur Kenntnis nehmen, daß solche Usancen vom
Kulturvölkchen hingenommen werden. Einwände habe
ich noch nicht gehört. Vorerst gehen also
faktisch etliche geistige Freiräume in
merkwürdigen Arrangements unter, während von
Israel bis zur Ukraine die Idee einer liberalen
Demokratie sogar mit Waffen angegriffen wird.
Halten wir das einfach einmal fest.