7. Oktober 2023

Konvergenzen


Wir leben mit inneren Bildern, mit kontrastreichen Vorgängen, die wir auf allerhand Weisen nach außen mitteilen, darstellen. Das beschäftigt mich laufend, weil es Zusammenhänge sind, in denen die künstlerische Praxis jene Möglichkeiten entfaltet, die uns eine Alltagssprache samt allen paralinguistischen Phänomenen nicht bietet.

Es spielt zum Beispiel gerade eine Rolle, wenn ich abschnittweise zusehen darf, wie zwei grundverschiedene Frauenleben miteinander in Resonanz kommen. Hertha Tinchon, Malerin, hat ihren 90. Geburtstag hinter sich. Monika Lafer, Malerin und Kunsthistorikerin, hat ihren 40. Geburtstag hinter sich.



Lafers Arbeit zu Tinchons Arbeit.

Was in der Verständigung dieser beiden Frauen sichtbar wird, ist fast schon ein Brückenschlag zwischen zwei Universen, denn als Künstlerin zu leben hat seit Jahrhunderten andere Bedingungen als die Wege der Männer. Es ist unter anderem eine Geschichte der Restriktionen.

„Die freien Formen, das ist meins“, soll Herta bei einem der aktuellen Gespräche gesagt haben. Dabei kamen vielfältige Arbeiten zum Vorschein, von denen ich keine Ahnung hatte. Siehe zum Hintergrund solcher Ereignisse auch die Notiz „Was ist Kunst?" (Einige Hinweise für unbeschwerte Zugänge), denn wir sind grade im Kontext “Archipel” damit befaßt, aktuelle Optionen der Kunst zu klären, wozu ich gerne betone: Provinz heißt ja nicht zwingend provinziell.




Lafers Post zu meiner heutigen Scooter-Session: KTM Ponny.

Ich hab heute meine „Scooter Session“ in Judenburg („lanbge Nacht der Museen“), übnermorgen werde ich den Zweier-Slot im Gleisdorfer „Zeit.Raum“ auf 32er Episode umrüsten: „Helden” (Ein Überprüfung). Das trifft sich ganz passabel...

Sprachfähigkeit
Es geht hier um ein vielfältiges Erzählen mit sehr unterschiedlichen Mitteln. Die Sprachfähigkeit der Menschen hat vermutlich unsere Fähigkeit zum symbolischen Denken forciert, also unser Vermögen, Dinge zu denken, die es nicht gibt; unabhängig von dem, was uns der Blick auf die Welt an Eindrücken liefert, die sich abbilden ließen.

Ich sehe mich primär als Homme de Lettres, aber meine inneren Bildwelten krallen sich stellenweise ebenso an äußere Darstellungen. Es soll rund zwei Millionen Jahre her sein, daß des Menschen Gehirn ein Sprachzentrum ausgebildet hat. Vom Homo sapiens war da noch nicht zu sprechen. (Dem derzeit ältesten Fund in Marokko hat man rund 300.000 Jahre an Alter zugeschrieben).



Lotus 72 C: in memoriam Jochen Rindt.

Dagegen habe unsere Vorfahren für Sprache im heutigen Sinn sehr viel länger gebraucht. Es gilt zwar als möglich, daß der Homo erectus vor rund eineinhalb Millionen Jahren sprachfähig war, aber als weit wahrscheinlicher gilt, daß der Homo sapiens erst vor 150.000 Jahren so weit gewesen ist.

Unser Deutsch wird übrigens den indogermanischen Sprachen zugerechnet. Die Prozesse, in denen sich schließlich Niederdeutsch und Hochdeutsch herausgebildet haben, sollen etwa 500 vor Christus beendet gewesen sein.

Kollektive Praxis
Wir bemühen uns derzeit, solche Aspekte in einem Prozeß kollektiver Wissens- und Kulturarbeit zu bündeln, folglich unseren „Archipel“ sehr variantenreich zu besiedeln. Dazu paßt, daß mir Mirjana Peitler-Selakov gestern eine nächste Übereinkunft bestätigt hat.



Diskurs anno 2011: Harta Tinchon (links) und Mirjana Peitler-Selakov.

Ich werde bald ihren Essay „Kollektive Kreativität“ als NID-Booklet öffentlich zugänglich machen. Peitler-Selakov ist übrigens seit kurzem Director Functional Safety Quality Management bei „Infineon Technologies“ (Chip-Entwicklung), andrerseits erfahrene Kuratorin im Kunstbereich. Da konvergieren also einige grundlegende Themen.

+) Scooter Session (Judenburg)
+) Zeit.Raum, Episode XXXII: Helden (Ein Überprüfung)
+) Archipel (Ein Vorhaben)
+) NID: Sammlung Krusche