6. August 2023

Rollende Konferenz

Wälder, Wiesen, allerhand Gerinne, dann noch zum Schöckl, rauf, rüber, rein, runter... Von der Räuberquelle sind es einige Schritte zu einem Weg in den Wald, wo die Emilienquelle angeschrieben steht. Ich war neugierig, wie sich das alles fügen würde, denn man kann heroben - von der Straße aus - den Bach hören, der im Tal unten fließt.

Später fand ich heraus, dies sei der Mühlgrabenbach. Dort entdeckte ich auch die Einmündung des Bächleins, das von der Emilienquelle herunterkommt. Doch auf dem Weg nach unten dieser merkwürdige Moment. Ich hatte die Kamera in der Hand, vor mich hingehalten, weil da schon einige interessante Motive waren.



Über der Rabnitz bei Gleisdorf.

Plötzlich vor mir ein Reh, das mir die Flanke zeigte, den Kopf wendete, zu mir herübersah, noch einen Moment stutzte, um im Gestrüpp zu verschwinden. Ich hätte eigentlich nur den Auslöser drücken müssen. Das fiel mir ein, als dieses Reh längst verschwunden war.

Im Talgrund ein bemooster Steg. Natürlich mußte ich aus dem Tal auch wieder hinauf, was etliche Zeit in Anspruch nahm, während Norbert Gall oben in den Wald getrabt war und mit Herrenpilzen als Beute zurückkam. Davor hatten wir noch das andere Atlantis besucht.



Beim Mühlgrabenbach unter St. Radegund.

So nenne ich jenen versunkenen Kontinent, der von Sammlern und Schaubern bewohnt, belebt, bearbeitet wird. Menschen, die es vorziehen, mit ihren Schätzen privat und unbekannt zu bleiben. Mir werden ab und zu Türen und Tore zu diesem Atlantis geöffnet, ich darf eintreten. Diesmal konnten wir einen Mann besuchen, der Automobile restauriert hat, die teils hundert Jahre alt sind.

Es hatte seit meiner letzten Begegnung mit ihm einige Neuerungen gegeben, falls man das über derlei betagte Kulturgüter sagen kann. Nein Fotos und nähere Schilderungen sind nicht gestattet. So eine Vereinbarung zu brechen würde dazu führen, daß mir der versunkene Kontinent in Zukunft verschlossen bliebe, denn sowas spräche sich herum.



Über dem Schöcklbach bei Graz.

Was man dort tut? Man macht Wahrnehmungserfahrungen. Der Mann: „Wollt ihr ihn hören? Soll ich ihn anstarten?“ Ich: „Ist der Papst katholisch? Ist das Wasser naß?“ Der Mann: „Ich weiß eh nicht, ob er anspringt.“

Also zum Beispiel ein amerikanischer Reihen-Achtzylinder im direkten Verglich mit einem hundert Jahre alten V8-Triebwerk. „Was? Die hatten damals schon Flatheads?“ „Ja, das ist original.“ Oder wer weiß schon, wie ein Knight Schiebermotor klingt? Na, ich nun auf jeden Fall.



Ein blitzender Fiat 850 am Wegesrand.

Unsere rollenden Konferenzen. Wir machen das seit Jahren. Marketing-Fachmann Norbert Gall kommt für einige Tage aus Wien in die Oststeiermark. Wir haben stets eine Liste von Themen, die bearbeitet sein möchten. Das geschieht unterwegs, während wir über die Dörfer ziehen. Besuche. Erkundungen. Auch Irrfahrten. Debatten. Und daraus abgeleitet nächste Vorhaben.

Unterwegs wird gelegetlich Beute gemacht. Wie dieses Foto eines Fiat Kleinbisses aus der 850er Palette. Aber zum Auftakt hatten wir einige heikle Passagen meiner „Matrix der Gewässer“ aufgesucht, denn die Regenfälle der letzten Tage lösten ein enormes Kräftespiel aus. Außerdam der Standard: Je eine Flasche Cava zum Tagesausklang.

+) Wasser und Warnung
+) Rollende Konferenz 23 (Bericht)