16. April 2023

Weißburgunder

Gehe ich aus dem Haus und nicht gerade ins Gestrüpp, besteht meine Hauptbeschäftigung darin, mit inspirierten Menschen über offen Fragen und interessante Angelegenheiten zu reden. In der Sache bin ich ein Luxusgeschöpf. Ich pflege solche Zugänge und meide andere.

Zwischendurch steig ich im Wald und auf Wiesen herum, den Gewässern nach, um diesem oder jenem Abschnitt eines Bachverlaufes zu erkunden. Es wird mir immer klarer, wie sehr meine Matrix der Gewässer eine Basis für eine größere, komplexe Erzählung ist.



Neben dem Wald die Solaranlage

Eben all diese Kontraste. Fotografin Ida Kreutzer, die in New York lebt, war hier kurz zu Besuch. Wo sie bestehen muß, ist es ein anderer Planet. (Vielleicht liegt darin die tiefere Bedeutung des NY-Spitznamens Big Apple.)

An einer Stelle unseres Gesprächs meinte ich: „Was immer die Leute um mich herum reden, laufend bekomme ich erneut das Gefühl: ich hab von den USA keine Ahnung.“ Erwiderte Ida: „Ich auch nicht. Ich kenne New York.“ Die Stadt steht offenbar für sich. Es ist ein so großes Land mit einer Vielfalt der Lebensweisen, das kennen wir hier nicht.



Ida Kreutzer

Aber so geht es ja grundsätzlich mit jedem Schritt in die Welt. Es ist da so viel und so anders. Kürzlich hatte ich für zwei Drinks lang eine kleine Plauderei mit Regisseur Alfred Ninaus. Ich hielt mich längst für einen alten Gaul im Kulturbetrieb, gut orientiert, was da und wie es läuft. Aber so stimmt es eben nicht.

Vom Filmgeschäft hab ich, wie sich zeigte, keinen Tau, bloß so ein paar Vorstellungen. Doch die gute Nachricht: man kann ja Leute fragen, die eine Ahnung haben. So mag ich mein Leben. Ich hatte eben erst mein kleines Mühlen-Feature mit dieser Passage beendet: Nach unserem ausführlichen Gespräch meinte ich, daß meine aktuelle Vorstellung von dieser Branche völlig unrealistisch gewesen sei. Schalk lächelte: „Das geht jedem so.“ [Quelle]



Alfred Ninaus

Gestern noch ein Weilchen in der von Monika Lafer kuratierten Ausstellung der drei Kurtz'schen Maler. Fotograf Richard Mayr dokumentierte diesen Stand der Dinge auf visueller Ebene. Wir sind über den „Tesserakt“ verknüpft, was bedeutet, da werden von uns ganz unterschiedliche Wege einer regionalen Wissens- und Kulturarbeit verflochten.

Ich bin derzeit recht vergnügt, wie sich da ganz mühelos ein Ensemble von Dialogen entfaltet, um zu einer größeren Erzählung zu werden. Mayrs Jeep wird mir außerdem so langsam zum heimeligen Zweitwohnsitz.



Richard Mayr

Es ist eine eigentümliche Pose, diese aus dem Vollen gefräste Tür aufzustoßen, sich von oben heruntergleiten zu lassen, egal auf welchen Boden, denn ich hab sowieso dauernd meine Bergschuhe an, ganz egal, ob in der Stadt oder draußen im Gestrüpp.

Wenn es regnet oder der Wind zu hart ankommt, ziehe ich mir die Kapuze übern Kopf. Aktuell denke ich, es müßte noch etliche Tage regnen, damit das Grundwasser wieder einen passablen Stand erreicht. Und: Weißburgunder! Es endet oft mit Weißburgunder.

+) Tesserakt
+) Matrix der Gewässer