8. April 2023

Karsamstag

Ich war bald nach 7:00 Uhr morgens losgegangen, weil ich damit rechnen durfte, daß mich mein Einkauf fürs Wochenende um die Zeit noch nicht zwischen eine größere Menschenmenge führen werde. Überdies regnete es leicht. Ich mag ja mieses Wetter ebenso wie sonnige Tage. Nun konnte ich annehmen, daß sich viele Leute noch vor nötigen Besorgungen drücken würden.

Genau so war es auch. Und statt nur nötige Dinge einzukaufen, wie ich es mir natürlich wieder vorgenommen hatte, kam ich am Spielzeugregal nicht vorbei. Bingo! Beute! Ein Ford Ranchero in 1:64. Unwiderstehlich.


Dann aber! Naja, nicht ganz. Ich wollte eigentlich auf Osterbrot verzichten, um mich in Sparsamkeit zu üben. Aber dann dieses, das ausdrücklich von einer regionalen Mühle kommt. Man erhält allemal billige Ware, die mutmaßlich als Teigling im Kühl-LKW angekarrt wird. Aber dieses Zeug krieg ich nicht runter. Es wird im Mund wieder zu dem feuchten Mehlpatzen, der eigentlich schon als Rohprodukt angeliefert wurde. Ungenießbar.

Hier dagegen ist die Wachmann-Mühle als Quelle genannt. Ein regionaler Betrieb, der - so lese ich - seit 1396 als „Muehle von Kaibing“ dokumentiert ist. Das paßt mir natürlich in meine aktuellen Themenstellungen. Ich hab eben die „Matrix der Gewässer“ neu auf Kunst Ost eingerichtet. Dazu sollte ich dieser Tage die Themenleiste „Mühlen“ aufmachen.

Es gab in der Oststeiermark eine sehr hohe Dichte an Mühlen, was sich erst in eher jüngerer Vergangenheit radikal änderte. Technologiesprünge, Verwaltungsreformen und folglich Veränderungen der Wirtschaft haben zu einer markanten Reduzierung der Betriebe geführt.

Ich war ja eben erst mit Fotograf Richard Mayr speziell wegen Mühlen an der Raab unterwegs gewesen. Es sind noch einige recht stattliche Betriebe zu finden. Das brachte uns übrigens auch einen Sprung nach Ungarn. Glückstreffer!

Das „Alsószölnöki Vízierőmű“, also das Wasserkraftwerk von Alsószölnök, basiert auf einer Mühle des Gutes Batthyány, seit 1686 dokumentiert, wurde beizeiten um ein Sägewerk erweitert, beides dann 1960 abgerissen, um einem Kleinkraftwerk Platz zu machen.

Also der gesamte Technikverlauf in einer Firmengeschichte gebündelt. Ich versuche derzeit zu begreifen, wie sich diese Komplexität mir mitteilt und folglich von mir erzählen läßt. Also nicht bloß die der Betriebe - Sozialgeschichte und Zeitgeschichte -, sondern auch was sich da über die belebte Natur ereignet, in freien und in gezähmten Passagen.

Und das vor dem Hintergrund aktueller Unruhe, in der ich mich augenblicklich erst einmal auf den kommenden 8. Mai konzentriere. Die militärische Niederlage des Faschismus im Jahr 1945, sein ideologisches Überleben und die aktuellen Kräftespiele.

Eben hat Monika Lafer ihre neue Episode für den „Zeit.Raum“ fertiggestellt. Ein Vorbote zum Thema. Und ich leg mit einem Teilthema los, das mich unfaßbar beliebt machen wird. Es geht mir um den „Rechtsruck im Kulturbetrieb“. Das wird sehr gesellig.