6. April 2023

Gründonnerstag

Nach der Kälte des Morgens der Sonnenschein klar wie eine Klinge. In Schilf, Geäst und Gräsern krallt sich diese Luft fest, die noch Winter trägt. Aber all die Blüten.


Ich hab in letzter Zeit öfter erwähnt, wie sehr mich das beunruhigt, nun festzustellen: ich werde offenkundig ein Naturliebhaber. Das ist ein sehr ungewohnter Zustand. Zum Glück habe ich feste, hohe Schuhe.

Wir suchen Stellen, lesen Anzeichen, um dann festzustellen: hier! Fotograf Richard Mayr geht meist in die eine Richtung, ich in eine andere. Zwischenzeitlich kreuzen sich unsere Wege. Oder ich gehe hinter ihm her und wir werfen einander einige Sätze zu.

Heute habe ich eine Tür geöffnet, hinter die ich blicken wollte, weil ich meinte, vor einer schlanken, fast säulenförmigen Kapelle zu stehen. Doch es ist ein dunkler Maschinenraum. An einem anderen Ort habe ich Mühlsteine entdeckt. Das ist eine der Themenlinien, die ich in der Dokumentation erst aufmachen muß. Mühlen.

Bei Brücken und Stegen war ich längst angekommen. Es geht den Fluß Raab hinauf und hinunter. Da gibt es eine ausladende Stelle mit Wald und Wiese. Ich wollte einfach nicht begreifen, daß an dieser wie jener Seite des Terrains, also westlich und östlich davon, der gleiche Fluß vorbeifließt. Aber schließlich dämmerte mir, auf einer Insel zu stehen.


Manchmal irritiert mich der Gedanke, wie unglaublich viele menschliche Handgriffe an einem Ort gewirkt haben. Nun ist alles überwachsen, verwildert, als wäre das der eigentlich relevante Zustand wie kein anderer.

+) Matrix der Gewässer (Berichte von einer Erkundung des Vielfältigen)