31. März 2023

Der hybride Krieg XI

Kennen Sie die wohltuende Wirkung von Yoga? Praktizieren Sie diese aus Indien stammende Art der Gesundheitspflege womöglich? Darauf komme ich hier noch zu sprechen. Ich hab in der vorangegangenen Glosse noch einmal zusammengefaßt, welche Aspekte ich als komplementäre Teile des hybriden Krieges sehe. Das hat in Summe alle wirksamen Details einer neuen Ost-West-Konfrontation, die gerade enorme Wucht entfalten konnte.

Ich plädiere dafür, daß wir vor allem in den eigenen Lebensbereichen, wo wir handlungsfähig sein können, wo wir konkrete Verantwortung übernehmen können, zügig klären, was es nun braucht, um die Demokratie zu sichern. (Spuren davon würde ich auch gerne in den öffentlichen Diskursen finden.)



Narendra Modi (Foto: Norbert Schiller, World Economic Forum, CC BY-SA 2.0)

Zu den Fragen von Waffenlieferungen, diplomatischen Beziehungen und möglichen Verhandlungen muß man sich sachkundig machen, um nicht im Boulevardgeschwätz aufzugehen. Die Forderung „Schluß mit der Gewalt!“ ist billig und naheliegend. Ich frage dann: Was und wie genau? Ganz konkret? Eben!

Da kommt mir allerhand Getöse so vor, als säße ich auf meiner Couch, müßte befürchten, daß ich runterfallen könnte, und rufe aus voller Brust: „Ich möchte gut gekühlte Schirmchendrinks! Und Zimmerservice! Und ein Abendessen mit Cate Blanchett!“ Kann man sich ja wünschen. Okay. Zur Sache!

Österreich ist ein Zwergstaat im teilweise westlich orientierten Europa. Dieses Europa ist ein kleines Gärtlein am Rande des eurasischen Riesen. Hier residieren die Regime dreier sehr großer Mächte: Rußland, China und Indien.

Rußlands Führung wie auch dessen orthodoxe Kirche haben deutlich gemacht, daß man die Demokratie ebenso abschaffen möchte wie vieles, was wir unter „westlichen Werten“ verstehen. Dazu kam inzwischen ein journalistisches Titanenwerk: die Auswertung der russischen „Vulkan-Files“. Wer sich bisher noch wenig Sorgen um unsere Demokratie gemacht hat, sollte langsam einen Zahn zulegen. (Hauen Sie „ Vulkan-Files“ in eine beliebige Suchmaschine!)



(Quelle: ORF)

Und China? Xi Jinping ist so originell, daß er zweierlei ganz offen forciert: die umfassende ideologische Ablehnung grundlegender Aspekte von Demokratie und die sprunghaft zunehmende wirtschaftliche Abhängigkeit westlicher Länder von China. (Siehe dazu das „Dokument Nummer 9“!)

Aber Indien? Meine Leute haben das völlig aus den Augen verloren. Außer man begrüßt sich mit „Namaste!“, staubt die eine oder andere Buddha-Statuette ab und hat die Yoga-Matte griffbereit, denn die Übungen sind wohltuend.

Indien ist als Militärmacht so muskulös aufgestellt, daß man in der westlichen Politik gerne annimmt, es könne als Regulativ wirken, wo China allenfalls expandieren möchte. Haben Sie es verstanden? Indien ist eine atomar gerüstete militärische Supermacht, die sich China gewachsen fühlt. Deren Premierminister Narendra Modi ist spirituelle Leitikone und Oberguru einer weltweiten Bewegung: International Day of Yoga. Ein sehr populäres Unterfangen, eine geeignete mediale Situation, um indische Belange zu betonen.

Nach westlichen Maßstäben und nach den Kriterien, die Umberto Eco in „Der ewige Faschismus“ beschrieben hat, verfügt dieser prominente indische Politiker, ein rechtskonservativer Nationalist, genug Merkmale, die man bei uns als Beleg für einen Neofaschisten nennen würde.

+) International Day of Yoga
+) Eurasien