25. März 2023

Die Lizenz zum Zetern

Ich habe in einer meiner Glossen schon ausgeführt, wie sehr mich Österreichs Bundeskanzler mit einer „Rede zur Zukunft der Nation“ gelangweilt hat, weil es ihm und seinem Team gefiel, eine sehr uninspirierte Arbeit abzuliefern, die jeder junge Volontär in einem Provinzblatt mit einigem Ehrgeiz hinbekommen hätte. („Meine Rede an die Nation")

Danach ließen zum Beispiel, die NEOS via APA-Aussendung wissen, Nehammers Festhalten an Verbrennungsmotor sei „rückwärtsgewandt und antieuropäisch“. Andrerseits gibt das Thema E-Mobilität in meiner Umgebung stets Anlaß zu Unmut und Ömpörung.


Ich mag mich auf das Thema hier gar nicht einlassen, sondern bloß anmerken, daß nach meiner Einschätzung die entsprechenden Entscheidungen in China längst gefallen sind. Das heißt überdies, große Produzenten wie VW und andere Autokonzerne werden das keinesfalls ignorieren, sondern diesen Entscheidungen zuarbeiten.

Dem wäre anzufügen, daß viele Rohstoffe, die wir für den High Tech-Bereich brauchen, von nächsten Batterien über Mobiltelefonie zu allerhand EDV-Ausstattungen, aus Afrika kommen. Dort hat sich China schon lange intensiv engagiert. Unter anderem, so lese ich, indem zwölf von fünfzehn wesentlichen Bergbaubetrieben in chinesischer Hand sind.

Also kann ich mich hier in eine Scheindebatte werfen. Oder ich kann in Österreich mit anderen Menschen klären, welche Debatten bei uns zu welchen Verhaltensweisen führen könnten, die ein sinnvoller Beitrag zu klugen Entwicklungen ergeben; und zwar unabhängig davon, was die Bevölkerungen andere Länder tun.

Wir haben eben erst beobachten können, wie sich Chinas Boss Xi Jinping seinen Juniorpartner Putin zur Brust nimmt. Diese Männer haben einen Deal. (Siehe meine Notiz vom 23.3.2023!) Darüber kann ich mich ömpören. Oder ich kann auf einer Weltkarte nachschauen, wie sich Österreich zur EU, zu Rußland, zu China und zu Indien verhält.



(Stand März 2023)

Dann wird vielleicht klarer, wo wir mitplaudern können, falls wir nicht geneigt sind, wenigstens innerhalb von Europa für nächste Bündnisse und ein stabileres „Wir“ zu sorgen. Slogans wie „Festung Österreich“ (FPÖ) belegen nicht gerade, daß solche Schreihälse schon im 21. Jahrhundert angekommen wären. Das ist noch ganz 19. Jahrhundert.

Was immer an Österreich und an Westeuropa zur Festung taugen könnte, ist vorerst das Produkt unseres Status als sicherheitspolitisches Protektorat der USA unter dem Schirm der Nato. Lustig, wenn ich unsere vaterländischen Schreihälse sich aufplustern sehe.Sie wissen offenbar nicht, daß Österreich als Militärmacht seit Menschengedenken ohne Ruhmesblätter auskommen muß. (Dazu demnächst ein paar Details.)

Da mag man Amerika für seine imperialen Posen, seine Völkerrechts- und Menschenrechtsverletzungen kritisieren, ich erfahre dadurch aber aus derlei Erregung nichts neues. In der Sache hat mir Hollywood mit allerhand Spielfilmen schon mehr geboten. Eine kleine Auswahl gefällig?



Neofaschistin Fide Veritas ist in Gleisdorf mehrfach prominent aufgetreten

Kubricks „Wege zum Ruhm“ (1957: Soldatentum), Mulligans „Wer die Nachtigall stört“ (1962: Rassendiskriminierung), Pakulas „Die Unbestechlichen“ (1976: korrupte Politiker), Ciminos „Die durch die Hölle gehen“ (1978: Vietnam), Soderberghs „Erin Brokovich“ (2000: Umweltskandal), Georges „Hotel Ruanda“ (2004: Völkermord), Bigelows „Zero Dark Thirty“ (2012: Folter und Terror), Scorseses „The Wolf of Wall Street“ (2013: Finanzhaie), McCarthys „Spotlight“ (2015: sexualisierte Gewalt gegen Kinder) etc. So könnte ich eine Stunde lang weitermachen.

Was ich damit sagen will? Ich würde es vorziehen, wenn wir uns zum Zustand der Welt möglichst unaufgeregt klare Befunde verschaffen, die etwas taugen, um dann zu debattieren, welche Schlüsse daraus zu ziehen sind und wie wir folglich handeln wollen.

In Eigenverantwortung. Unabhängig davon, was andere Leute in anderen Ländern tun, aber komplementär zu sinnvollen Maßnahmen und um die Welt. Wer sich davor drücken möchte, kann sich ja weiter eine gutes Gefühl holen und der USA, China oder Rußland irgendetwas zurufen.

+) Eurasien