8. März 2023

There is no quantum world

Als ich den Gleisdorfer Kessel hinaufgestiegen bin, fand ich Gestrüpp und ein Stück weitgehend unberührten Wald, der mir wie ein Schiff erschien, eine spezielle Zone, in welcher der Greithbach heraussickert.

Als ich hinter das Rückhaltebecken in das Quellgebiet des Gleisbaches gelangt bin, fand ich dort einen umgestürzten Baum, der über einer Furche liegt, in der ein Bächlein aus dem Wald kommt. Der schien mir wie bestellt für meine Brücken-Sammlung; genauer gesagt: eine Darstellung der Geschichte der Brücken.


Dazu kommt, daß ich aus Geschichtswerken entnehmen, daß es quer durch die Oststeiermark eine erstaunlich hohe Dichte an Mühlen gab. Das hat sich über Technologiesprünge und veränderte Wirtschaftsbedingungen völlig verändert. Aber viele Straßennahmen und Ortsbezeichnungen erinnern noch daran.

Besonderen Eindruck hat mir gestern ein kleiner Kontinent gemacht, so erschien mir das von Bäumen Waldstücken und Gebüsch etwas abgesonderte Terrain an der Raab, das ich Biber-Land nenne. Ein großes Rückhaltebecken, ein mäandernder Kanal der in die Raab mündet, unzählige Bißspuren der Nager und eine Biberburg.

Im Gestrüpp teilweise Ranken wie Drahtschlingen. Sehr weicher Boden. Im Kraut achtet man besser auf jeden Schritt. Fotograf Richard Mayr hatte mir diese Passage gezeigt. Er quittierte meine Beunruhigung mit einem Lachen, als ich anmerkte: „Je mehr ich da überall herumsteige, desto stärker beschleicht mich das Gefühl, ich werde ein Naturliebhaber.“ (Das war in meinem Selbstverständnis bisher kein relevanter Posten.)

All das stürzt mich freilich in Recherchen, weil mir dies und das und noch was überhaupt nicht klar ist. Vor einer Weile hatte ich mich nach der Geschichte der Feile umgesehen und bestaunt, daß frühe Formen dieses Werkzeugs schon in der Steinzeit gebräuchlich waren.

Kürzlich ging ich die Grundlagen der Elektrotechnik an, damit mir klarer werde, wie aus der Wasserkraft und anderen Quellen der Strom in die Steckdosen meiner Hütte kommt. Es ist weit komplexer als ich angenommen hatte. Aber wo kommt der elektrische Strom eigentlich her? Zack! Das war aber zu befürchten gewesen. Da kommt man ohne Befassung mit der Quantenmechanik nicht weiter.

Sie wissen vielleicht, dieses Reich jenseits des Prinzips „Keine Information kann schneller als das Licht sein“. Vor diesem Thema hab ich seit gut 40 Jahren Federn, weil es mir immer wieder Gehirnverreiber einbrockt. Inzwischen weiß ich aber, daß es allen so geht, die sich damit befassen.


Von Natalie Wolchover stammt der handliche Satz: „Die Quantenmechanik zeigt uns die Grenzen unseres Verstandes auf.“ Unter anderem deshalb, weil es da offenbar Vorgänge gibt, die keiner unser vertrauten Kausalität unterliegen, für die wir keinerlei Erklärung haben. Vieles, was ursprünglich in Gedankenexperimenten angenommen und erst Jahrzehnte späte durch Experimente belegt werden konnte, ist dennoch recht unerklärlich.

Diese Trennung zwischen unserem Verstand und der Welt, wie sie existiert, hat Niels Bohr in einem einprägsamen Statement zusammengefaßt. Als Nobelpreisträger Anton Zeilinger im Audimax der Wiener Uni 25. Jänner 2023, einen Vortrag hielt, beendete er diesen mit folgendem von Niels Bohr-Zitat: „There is no quantum world. There is only an abstract quantum physical description. It is wrong to think that the task of physics is to find out how nature is. Physics concerns what we can say about Nature.”


Das bedeutet zum Beispiel, vieles, was wir an der Natur nicht erklären können, vermögen wir an ihr aber zu erleben. Was uns bleibt, sind Erählungen darüber. Sie ahnen vielleicht, weshalb ich hier eine enge Verbindung zur Kunst sehe.

Das verträgt sich vorzüglich mit einer kleinen Reminiszenz an eine Situation, als mich 2008 Victoria Vesna (die damals an der UCLA lehrte) Auf einen speziellen Gedanken von Buckminster Fuller brachte, der schon in den 1930er-Jahren die Auffassung äußerste: "Je fortgeschrittener Wissenschaft ist, desto näher kommt sie der Kunst. Je fortgeschrittener Kunst ist, desto näher kommt sie der Wissenschaft."

+) Biber-Land