20. Februar 2023

Vom Greithbach und von Energiekonzentrationen

Ich war heute wieder unterwegs den Greithbach zu erkunden. Wohin verläuft er? Wie sieht er dabei aus? Was umgibt ihn? Wo lande ich auf dieser Suche? Wo bleib ich stecken? Wer blickt mich an? In manchen Winkeln ist das Wasser noch von Eis bedeckt. Achtsam gehen. Zeit zum nachdenken.

Was meinen Kräftehaushalt angeht, bin ich noch etwas bedenkenlos. Jede Strecke beinhaltet ja auch einen Rückweg, für den die Ausdauer reichen sollte, um nicht ins Wanken zu kommen wie ein Betrunkener. Ich merke, daß ich eine mir unerklärliche Beziehung zu den bleichen Gräsern, den Büschen und dem Schilf bekomme. So als könnte ich nirgends sonst derart gut aufgehoben sein.


In diesen Abläufen, hat meine Nachdenklichkeit stark wechselnde Themen. Es stell sich oft eine merkwürdige Traurigkeit ein, wenn ich etwas zu begreifen beginne, was mir vorher völlig schleierhaft war. Ich versuche seit Jahrzehnten immer wieder, etwas mehr von Quantenphysik zu verstehen. Es erscheint mir sehr schwierig, damit voranzukommen.

Inzwischen ist es für mich wesentlich leichter, weil ich weiß, daß es auch Fachleuten auf diesem Gebiet so geht. Immer wieder entziehen sich Klarheiten. Mir ist heute klar, es kann gar nicht anderes sein, weil all das von Phänomenen handelt, die sich nicht direkt beobachten lassen.

Man kann die Wirkungen mancher Prozesse feststellen, um dann entweder Metaphern darauf anzuwenden oder mathematische Berechnungen. Das heißt, was sich auf quantenmechanischer Ebene ereignet, ist so weit von unseren Erfahrungen, Begriffen und Darstellungsweisen entfernt, daß uns gewissermaßen die Worte dafür fehlen.

Ich bin gerade mit Grundlagen der Elektrotechnik befaßt, um einiges besser zu verstehen, was mir bei unserem Erkunden der Gewässer unterkommt und dabei stets auch Sozial- wie Technologiegeschichte berührt. Die Mechanik ist sehr anschaulich. Wenn ich ein Wasserrad, einen Göpel, ein altes Getriebe sehe, kann ich es mit einem Hauch von Grundkenntnissen identifizieren.


Bei der Elektrizität geht das auf keinen Fall. Es war noch eine der leichten Übung, die vorrangige Bedeutung von Elektronen herauszufinden. Aber womit hat man es da zu tun? Das Elektron ist ein Ladungsträger, überdies ein Elementarteilchen. Das bedeutet, bei heutigem Wissensstand gilt es als unteilbar und überaus stabil.

Elektronen bilden einen Mantel um den Atomkern, der aus Protonen und Neutronen besteht. Als Kind habe ich gelernt: wo solche Atome zu Klumpen zusammengeknüllt würden, bildeten sich Moleküle, entstünde Materie. Wir bestehen aus Atomen und Molekülen.

Gäbe es also etwas wie einen inneratomaren Kurzschloss und Stromausfall, würde ich mitten unter meinem Gang entlang des Greithbaches zerbröseln, mich nicht bloß in Staub auflösen, sondern atomisiert werden. Genau so, wie man das in Science Fiction-Filmen aus den 1950er Jahren sehen kann. Nein, so verhält sich all das natürlich überhaupt nicht.


Christine Mann ist eine Tochter von Physiker Werner Heisenberg. Daher wuchs sie mit Fragen auf, die ich mir heute erst stelle. Sie macht klar, daß wir über quantenphysikalische Vorgänge viel zu wenig wissen und keine passenden Begriffe haben, um sie anschaulich beschreiben zu können, Wir sind auf Metaphern angewiesen, um uns anzunähern. Gehen wir also davon aus, daß es Ladung gibt, die von etwas getragen werden kann; zum Beispiel vom Ladungsträger und Elementarteilchen Elektron. Es ist einfach so.

Christine Mann weiß aus ihren Erinnerungen zu erzählen, daß beizeiten erkannt wurde, es sei ein Irrweg, nach noch kleineren Teilchen zu suchen. Man müsse nach einfacheren Strukturen suchen. Dann hörte ich sie folgendes sagen. Auf dieser subatomaren Ebene gebe es „eine Energiekonzentration in einem größeren Feld, die so stark sein könne, daß sie Materie bildet“.

Es seien „mathematische Strukturen“, also Informationen, die Materie ergeben könnten, was meint: Informationslagen, wie sich etwas anordnen muß. Damit bin ich nun ein Stück weiter, denn ich hab einen Ausgangspunkt, der mir einleuchtet.