28. Jänner 2023

Fürstenfeld

Die Lafnitz, eine alte Brücke, die Wehranlage und die Staustufe als Peripherie einer einstigen Mühle, die um ein Kleinkraftwerk erweitert war. Dieses Ensemble am Fuße der alten Festungsanlage mit der vormaligen Tabakfabrik und der Eisenbrücke, die ein gewissen Körösi in seinem Betrieb herstellen ließ; jener ungarische Kommis, wir würden „Ladlschupfer“ sagen, also Kaufmannsgehilfe, dem in Graz eine Unternehmerkarriere gelang, die jener des Slowenen Janez Puh gleicht, welchen wir als Johann Puch kennen.



Die Schalk-Mühle

In solche Verdichtungen von Themen falle ich manchmal hinein und könnte mir über die paar Stichworte einen wenigstens einstündigen Vortrag aus dem Ärmel ziehen, um Ihnen Belange der Entwicklung unserer letzten 200 Jahre zu verdeutlichen, in denen wir eine permanente technische Revolution erlebt haben. Nein, keine Sorge, ich mach das nicht! Ich wollte bloß andeuten, wie ich Themen aus Details zusammentrage, wovon dann einiges eben im Realraum zu finden ist, nicht in den Bibliotheken.

Ich gehe nach wie vor durch diese leicht verschneiten Wintermomente, aber in meiner Gegend will sich kein Alaska-Gefühl verbreiten. Alles sehr komfortabel und wenn ich mit nassen Füßen heimkomme, dann deshalb, weil ich vorsätzlich vom rechten Weg abgekommen bin, um ein paar andere Blickwinkel zu finden. Natürlich macht die Nässe den unbefestigten Boden sehr weich, was mich mitunter knöcheltief einsinken läßt.



Stadtmauer und ehemalige Tabakfabrik

Oder es genügen leichtere Schuhe, so wie gestern, als ich befestigten Boden nicht verließ. Es ging mit Fotograf Richard Mayr nach Fürstenfeld. Wir waren bei der Familie Schalk zu Gast. Ich konnte diesmal von der alten Mühle und der Wehr nicht mehr viel sehen, weil uns am späteren Nachmittag das Tageslicht so schnell abhanden kam. Aber das läßt sich nachholen.

Wo die Feistritzgasse den Uferweg kreuzt, überquert sie folglich die Feistritz und führt direkt an jenen markanten nordöstlichen Spitz der Schloßbastei heran, die den Feistritzwall der Stadt abschließt. Das ist eine Passage nah der alten Eisenbrücke, die ich eingangs erwähnt hab. (Eine Arbeit der k.k. priv. Maschinenfabrik und Eisengießerei J. Körösi aus Graz-Andritz.)



Richard Mayr und Rosi Schalk

In jenem Bereich, so erzählte mir Heidrun Schalk, die Tochter von Rosi und Dieter, habe sich innerhalb der Stadtmauer die Tabakfabrik befunden. Etwas früher, im 16. Jahrhundert, kam von Amtsträgern die Forderung, diese Ecke der Stadt dürfe nicht „ploß vnd vnbewerdt“ bleiben, also wurde die örtliche Blöße bebaut und Wehrhaftigkeit hergestellt. Die Tabakfabrik, von der Heidrun sprach, geht auf das Jahr 1776 zurück. Ich befand mich gestern Abend also in lebhafter Gesellschaft direkt unter dem Fürstenfelder Festungsweg, dabei in einer dichten Gemengelage von Teilthemen.

Heidrun Schalk: "Mein Urgroßvater, der eben die Mühle in Kalsdorf betrieben hat, hatte 3 Söhne. Ein Sohn (Rainer Schalk) übernahm eben jene Mühle, für die beiden anderen hat er die Mühle in Fürstenfeld angekauft (Erwin - mein Großvater, Herbert - dessen Bruder). Herbert ist in weiterer Folge nach Siezenheim bei Salzburg gezogen und hat dort die (Zieh-) Tochter einer Müllers-Familie geheiratet (Haidenthaller-Mühle) und diese Mühle betrieben."



Dieter Schalk

Dieters Frau Rosi kommt aus der Landwirtschaft, war Teil eines Rudels von Geschwistern, denen das Elternhaus viel zu eng wurde. Sie kennt also dieses Leben in der agrarischen Welt, wie es inzwischen Geschichte ist.

Für mich sind das wertvolle Begegnungen, weil ich Details und Zusammenhänge erfahren, die mir helfen, dieses verwirrende 20. Jahrhundert zu verstehen. Wunderbare Zutat: Dieter war Ziviltechniker, gehörte damals jener „Rechenschieber-Generation“ an, die dann mit programmierbaren Taschenrechnern völlig neue Rechenmodelle zu nutzen lernte. Da führen also sehr grundlegende Linien zusammen, die für jene hinter uns liegende Ära absolut prägend waren.

+) Der milde Leviathan
+) Wasserstand

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