24. Dezember 2022

Vierundzwanzig

Ich dachte erst einmal, nun sei schon Sonntag, die Morgendämmerung stünde mir erst noch bevor. Damit lag ich rund zwölf Stunden daneben, denn ich war auf dem Sofa eingeschlafen. Bloß 17:00 Uhr am Weihnachtsabend. Eine merkwürdige Stille vor den Fenstern.

Ich hatte vorher noch Nachrichten von den Youngsters bekommen. Die Meute ist okay. Das Jahr holpert sowieso und ich hab immer noch keine Lust auf den Wein in meinem Kühlschrank. Naja, gut welchen zu haben, daß er da ist, wenn man einen möchte.


Sehen Sie? Ich fange auch schon an, Kalendersprüche rauszuhauen. Die letzte Zuflucht der Mitteilungsbedürftigen, wenn der Verstand Pause macht.

Wenn ich so nachdenke, Kalendersprüche wären vielleicht ein gutes Geschäft. Ich lese manchmal Berichte, die etwa von „funktionalem Analphabetismus“ handeln. Oder von einem gravierenden Mangel an Basisbildung. Das sei, so lese ich, ein Massenphänomen. Und man könne es keineswegs nur auf eine soziale Gruppe reduzieren.

Vor fast genau einem Jahrzehnt hieß es über Österreichs Jugendliche, sie lägen bezüglich Leseschwäche am unglaublichen dritten Platz innerhalb der EU-Staaten. Schlechtere Werte gebe es nur noch in Bulgarien und in Rumänien.

Weshalb mache ich mir am Weihnachtsabend bloß solche Gedanken? Weil ich gerade froh bin, daß sich meine Meute aus ziemlich hellen Wesen zusammensetzt. Smarte Youngsters, die sich um ihre Angelegenheiten scheren. Ich hab da großes Glück. Man könnte ja abensogut von Kanaillen umgeben sein, die sich selbst anöden und wenn was schiefgeht, wären immer andere daran schuld.

Ich werde mich heute noch rasieren, um bei den Begegnungen in den nächsten Tagen keinen gar so derangierten Eindruck zu machen. Es ist damit wie mit dem Tanken und dem Bettenmachen. Ich schieb es gerne vor mir her, aber wenn ich es erledigt hab, dann freut es mich.

Was wäre noch zu erwähnen? Ach, tausend Dinge. Ich muß ja nicht gleich damit anfangen.

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