15. November 2022

So ein Montag


Was soll aus einer Woche schon werden, wenn sie mit Montag anfängt? Klar! Eine Fangfrage. Ich hatte eben eine sehr angenehmen Montag. Eine kleine Erkundung im Raum Neudau, wo die Hallen der vormaligen Textilfabrik Borckenstein stehen.


Ich war mit Fotograf Richard Mayr (auf dem Foto rechts) und Architekt Winfried Lechner unterwegs. Für mich ein weiterer Indoor-Wandertag, um Details zu betrachten, dann aber auch der Gang in die Lafnitzauen. Ich bin derzeit mit diesem oststeirischen Netzwerk von Flüssen beschäftigt, diesem eigentümlichen Koordinatensystem der Landes- und Sozialgeschichte.

Auen sind traditionell Terrains, wo Überschwemmungen Raum finden, wenn sie nicht gleich die ganze Gegend fluten. In solchen Zonen ändern sich vor allem auch die Flußläufe und damit verrutschen Grundstücksgrenzen. Das wollten wir uns an einem konkreten Beispiel ansehen.


Da breiten sich etwa schrebergartenartige Landnahmen aus. Es müssen eventuell Ansprüche geklärt werden. Genau das geht so schon seit vielen Jahrhunderten; daß nämlich Flußlauf-Änderungen an den Besitzverhältnissen rütteln. So trennte die Lafnitz schon das Noricum von Pannonien, Österreich von Ungarn, die Steiermark vom Burgenland.

Es gab Zeiten, da ließen sich Bauern von bewaffneten Kräften begleiten, um ihre Ernte einbringen zu können. Auch haben Menschen immer wieder aktiv an Flußverläufen herumgeschaufelt, um sich Vorteile zu verschaffen. So ist es übrigens aktuell am einstigen Mühlgang und heutigen Borckenstein-Werksbach. Es gibt ein paar Unstimmigkeiten bezüglich der Grenzverläufe und Grundstücksnutzungen.

Dieser Montag bot mir auch noch andere Besonderheiten. Die kleinere davon war eine absolute Rarität für Petrol Heads. Ein Renault Rodeo, das Konkurrenzprodukt zum Citroen Mehari; noch dazu in der 4WD-Asführung. Den hab ich zuvor noch nie in freier Wildbahn gesehen. Aber weit bewegender war dann der Abstecher zu einer tausendjährigen Eiche.

Schon die Annäherung auf dem etwas entlegenen Areal ergibt einen bewegenden Eindruck, weil dieser Baum außergewöhnlich groß und etwas bizarr geformt ist. Tausend Jahre! Ein im Grunde unfaßbares Zeitfenster, ein ganz abstrakter Begriff. Dann aber so eine Erscheinung, die diese Dimension greifbar macht; im Sinn von: man kann es angreifen.


Diese grob strukturierte Rinde, für sich eine vertikale Landschaft. Ein Staunen, wenn man sich unter diesen Ästen bewegt. Der nächstliegende Ort ist Bierbaum an der Safen, was mit meinem Flußthema zusammengeht. Die Safen ist ein wenig bekanntes Flüßchen, das gemeinsam mit der Hartberger Safen in die Lafnitz mündet. Es ist also ein Teil des nassen Koordinatensystems, das mich derzeit beschäftigt.

+) Der milde Leviathan


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Zur Verdeutlichung der Dimension: