Solche Erkundungen der Wege, Landschaften und unserer
eigenen Leben pflege ich mit Norbert Gall ein-, zweimal im
Jahr. Wir sind in Bewegung, ziehen über die Dörfer, saugen
Eindrücke auf, erörtern den Lauf der Dinge anhand unsere
Lebenssituationen, kommen jeweils mit einem üppigen Bestand
an Fotos zurück und wissen bei Sonnenuntergang immer schon:
Da kommt jetzt Arbeit auf uns zu!
Die Nachbereitung…
Dazu kam heuer, daß wir unmittelbar davor eine Session mit
Kunsthistorikerin Monika Lafer und mit Fotograf Richard Mayr
hatten. Im bewährten Konferenzzentrum „Saulauf“, einem
sturmfesten Gasthaus nahe Schloß Freiberg, waren wir der
Frage nachgegangen: Ist Schönheit ein Inhalt und ein
Statement?
Vorweg, die Antwort vertiefte sich
einhellig: Nein! Das hatte sich davor schon abgezeichnet,
als ich im nämlichen Konferenzzentrum mit dem
Architektenpaar Petra Kickenweitz und Stefan Brandtner sowie
mit Graphic Novelist Chris Scheuer der gleichen Frage
nachgegangen war. (Siehe den
Eintrag vom 19. Juli 2022!)
Aus den 1970er Jahren: Kawasaki KH 400
Es liegt allein schon ein semantisches Problem vor. Das Wort
Schönheit bezeichnet etwas Komplexes, das eigentlich erst
beschrieben werden müßte, um klar zu machen, auf genau
welches Bezeichnete sich das Bezeichnende „Schönheit“
bezieht. Das klappt nicht!
Wir sind mehrfach zum
Schluß gekommen, dieses Wort Schönheit markiert eine
Relation, eine Beziehung verschiedener Aspekte zueinander,
kann daher nicht auf einen konkreten Inhalt angewandt
werden. Man muß dann schon unter dem Hinweis, was denn das
Schöne sei, in die erläuternden Details gehen, um klar zu
machen, wovon man redet. (Signifikant und Signifikat kriegt
man da nicht in die Reihe.)
Dottore im Sturm (Im Glas: Cava)
Nun mag es sein, daß jemand solche Überlegungen unnötig
finde. Ich weiß, daß einem manche Menschen dafür sogar den
Vorwurf einer „Abgehobenheit“ machen. Ich stoße mich längst
nicht mehr an derlei Schnöseln, denen unklar ist, was
Grundlagenarbeit von angewandten Bereichen unterscheidet,
weshalb man dem Angewandten mit der Grundlagenarbeit
Fundamente schaffen muß.
Sonst bleibt nämlich bald
nur mehr der Boulevard mit einer brüchigen Decke von
geringer Tragfähigkeit, auf der sich Schnösel in Pose
werfen, um eine Wichtigkeit zu simulieren, deren Erarbeitung
ihnen viel zu anstrengend ist. Über solche Zusammenhänge hab
ich mich mit Gall auch unterhalten. Er ist Head of Marketing
eines High Tech-Betriebes („Lithoz“) und kennt solche
Flausen auch aus der Wirtschaft.
Franz Sattler (links) und Norbert Gall
Eigentlich ist das in allen denkbaren Lebensbereichen zu
finden. Diese aufgeplusterten Figuren, von denen nach einer
Prüfung ihrer Kompetenzen bloß ein großes Maul übrigbleibt,
das auf dem Boulevard mit den Zähnen klappert. Okay, damit
muß man sich nicht aufhalten. Wir haben andere Dinge zu
klären.
Wie passend, daß uns nun bei der
Nachbesprechung noch Fotograf Franz Sattler über den Weg
lief, mit dem zu etlichen Fragestellungen (auch rund um das
Thema Joseph Beuys) einiges zu erörtern sein wird.
+)
Beuys 101 (Eine Erzählung in Momenten und Episoden)
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