24. Juli 2022

Sophisticated Roadtrip

Tageshitze wie heuer noch nie zuvor. Eine weitere Walking Conference mit dem Dottore. Ich kam mit rund 500 Fotos und sehr niederem Energielevel aus diesem gestrigen Tag zurück. Wir wollten den Road Trip - wie schon die Jahre davor - mit einer Flasche gut gekühltem Cava auf den Kirchriegel-Stufen abschließen. Ich hatte das erste Glas noch nicht geleert, als uns ein Sturm packte, der uns die nackten Waden mit Zeugs beregnete, das waagrecht durch die Luft daherkam, während große Regentropfen aufs Pflaster zu hämmern begannen.



Fiat 600

Solche Erkundungen der Wege, Landschaften und unserer eigenen Leben pflege ich mit Norbert Gall ein-, zweimal im Jahr. Wir sind in Bewegung, ziehen über die Dörfer, saugen Eindrücke auf, erörtern den Lauf der Dinge anhand unsere Lebenssituationen, kommen jeweils mit einem üppigen Bestand an Fotos zurück und wissen bei Sonnenuntergang immer schon: Da kommt jetzt Arbeit auf uns zu!

Die Nachbereitung… Dazu kam heuer, daß wir unmittelbar davor eine Session mit Kunsthistorikerin Monika Lafer und mit Fotograf Richard Mayr hatten. Im bewährten Konferenzzentrum „Saulauf“, einem sturmfesten Gasthaus nahe Schloß Freiberg, waren wir der Frage nachgegangen: Ist Schönheit ein Inhalt und ein Statement?

Vorweg, die Antwort vertiefte sich einhellig: Nein! Das hatte sich davor schon abgezeichnet, als ich im nämlichen Konferenzzentrum mit dem Architektenpaar Petra Kickenweitz und Stefan Brandtner sowie mit Graphic Novelist Chris Scheuer der gleichen Frage nachgegangen war. (Siehe den Eintrag vom 19. Juli 2022!)



Aus den 1970er Jahren: Kawasaki KH 400

Es liegt allein schon ein semantisches Problem vor. Das Wort Schönheit bezeichnet etwas Komplexes, das eigentlich erst beschrieben werden müßte, um klar zu machen, auf genau welches Bezeichnete sich das Bezeichnende „Schönheit“ bezieht. Das klappt nicht!

Wir sind mehrfach zum Schluß gekommen, dieses Wort Schönheit markiert eine Relation, eine Beziehung verschiedener Aspekte zueinander, kann daher nicht auf einen konkreten Inhalt angewandt werden. Man muß dann schon unter dem Hinweis, was denn das Schöne sei, in die erläuternden Details gehen, um klar zu machen, wovon man redet. (Signifikant und Signifikat kriegt man da nicht in die Reihe.)



Dottore im Sturm (Im Glas: Cava)

Nun mag es sein, daß jemand solche Überlegungen unnötig finde. Ich weiß, daß einem manche Menschen dafür sogar den Vorwurf einer „Abgehobenheit“ machen. Ich stoße mich längst nicht mehr an derlei Schnöseln, denen unklar ist, was Grundlagenarbeit von angewandten Bereichen unterscheidet, weshalb man dem Angewandten mit der Grundlagenarbeit Fundamente schaffen muß.

Sonst bleibt nämlich bald nur mehr der Boulevard mit einer brüchigen Decke von geringer Tragfähigkeit, auf der sich Schnösel in Pose werfen, um eine Wichtigkeit zu simulieren, deren Erarbeitung ihnen viel zu anstrengend ist. Über solche Zusammenhänge hab ich mich mit Gall auch unterhalten. Er ist Head of Marketing eines High Tech-Betriebes („Lithoz“) und kennt solche Flausen auch aus der Wirtschaft.



Franz Sattler (links) und Norbert Gall

Eigentlich ist das in allen denkbaren Lebensbereichen zu finden. Diese aufgeplusterten Figuren, von denen nach einer Prüfung ihrer Kompetenzen bloß ein großes Maul übrigbleibt, das auf dem Boulevard mit den Zähnen klappert. Okay, damit muß man sich nicht aufhalten. Wir haben andere Dinge zu klären.

Wie passend, daß uns nun bei der Nachbesprechung noch Fotograf Franz Sattler über den Weg lief, mit dem zu etlichen Fragestellungen (auch rund um das Thema Joseph Beuys) einiges zu erörtern sein wird.

+) Beuys 101 (Eine Erzählung in Momenten und Episoden)


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