Die letzten Tage waren für mich von Gesprächen über Kunst
und Kultur geprägt. Nicht im Sinn von Distinktionsspielchen,
bei denen man sich wechselseitig den aktuellen
Bildungsstandard vorhüpft. Das wäre ein zivilisiertes
Pendant zu den Kommentkämpfen, mit denen man Rang regelt,
ohne daß es Verletzte und Tote gibt.
Der
Kulturbetrieb wird selbstverständlich dazu genutzt. Kein
Einwand! Es ist eine simple Funktion repräsentativer
Kulturkonzepte, an denen man noch ihre Wurzeln aus der
ständischen Gesellschaft erkennen kann. Wenn ich moderat
gelaunt bin nehme ich einfach zur Kenntnis, daß Menschen
Rituale brauchen, wo es darum geht, ein so oder so
gelagertes „Wir“ zu konstituieren, folglich auch zu leben,
zu erleben.
(Foto: Richard Mayr)
Wenn mich die letzten Jahrzehnte in diesen Zusammenhängen
etwas gelehrt haben, dann das: ausnahmslos jeder Mensch hat
spirituelle und kulturelle Bedürfnisse. Im günstigsten Fall
wird man akzeptieren, wie jemand das lebt, auch wenn es
gelegentlich eine Form ist, die einem selbst mißfällt.
In den vorindustriellen Lebenswelten der subalternen
Leute war das sehr viel strenger reglementiert. Die jeweils
nächst höherrangigen sozialen Formationen, wir sagen so
nebenbei gerne: Eliten, waren die Role Models für
Aufstiegswillige. Das Kulturgeschehen in einem Gemeinwesen
ist bis heute die naheliegende Bühne, auf der solche
Kräftespiele inszeniert werden, die Inhalte und deren
Wertigkeiten verhandelt werden.
Das wirft bloß dann ernsthafte Probleme auf, wenn die
Kulturpolitik solche Zusammenhänge nicht moderieren kann,
sich dabei die Verwaltung einer Kommune in den Vordergrund
drängt, um dabei Kunst und Kultur zu Mägden des Marketings
zu machen.
In den Trends von a) permanenter
Beschleunigung und b) wachsender Durchökonomisierung ist
sowas nicht überraschend. Also müssen wir reden. Das belegen
hier zwei Fotos, Schuß und Gegenschuß, wie es beim
Filmemachen heißt, ohne dabei die Sünde des Achsenspungs zu
begehen; was bedeutet, man würde die Beziehungsachse der
handelnden Personen übergehen.
(Foto: Karl Bauer)
Die zwei Shot/reverse shot-Fotos, zeigen Petra Kickenweitz
und mich im Gespräch mit dem Lokalpolitiker Karl Bauer und
dem Landespolitiker Franz Majcen. Das ungeschriebene Prinzip
solcher Gespräche: Inhalte, Inhalte, Inhalte, anstatt
einander als Ressourcen zu betrachten. (Das ist ein Aspekt
dessen, was ich mit „Repolitisierung der Kulturpolitik“
meine.)
+)
Christo: The Floating Piers
+)
Welt, Wildnis, Kunst (Eine Erzählung in einzelnen Werken
und Episoden)
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[Für
eine nächste Kulturpolitik] --
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