20. April 2022

Was es wiegt

Heute haben wir jenes Datum, das in manchen Kreisen gerne als „Führers Geburtstag“ gefeiert wird. Das will in Gleisdorf unter Putins Flagge etwas ausführlicher erörtert sein; subjektiv, versteht sich, denn es gibt kein „Wir“, für das zu sprechen ich ein Mandat hätte.

In wenigen Tagen richte ich im Gleisdorfer Zeit.Raum meine Episode XIII: „Mai acht“ (Mein Banzai Baby und das Drumherum) ein. Monika Lafer, meine Kooperationspartnerin in diesem Projekt, hat auch einen Beitrag zu diesem Thema in Arbeit. (Wir sind dazu mit Wolfgang Seereiter im Einvernehmen und Teil eines größeren Projektes.)



Das Banzai-Baby

Das markiert die Erinnerung an den 8. Mai 1945, als der Faschismus meiner Leute militärisch geschlagen war. Inzwischen sehen wir, der Faschismus steht wieder in Waffen, erschüttert Europa. Das alles berührt die aktuelle Gleisdorfer Unruhe, ist damit verquickt.

Als ich heuer von einem Arbeitsgespräch in Graz zu erzählen hatte, das am 13.1.2022 stattfand, war ich noch sicher, wir könnten in unserem Milieu eine Situation erreichen, die ich mit „Wir sind die Differenz!“ überschrieb. Dazu kam: Im vergangenen Jänner war noch nicht erahnbar, daß Rußlands Armee über die Ukraine herfallen werde, was für sich schon als Kriegsverbrechen gelten muß. [Das Treffen]

Ich hatte auch mit Leuten von den Gleisdorfer Protestmärschen das Gespräch gesucht und ebenfalls einen Modus angeboten, der mit „Wir sind die Differenz!“ überschrieben ist. Ein simples Grundmotiv: Bei allem, was uns trennt, könnten wir überprüfen, was wir noch teilen.



Fragment aus lafers kommender Arbeit im Zeit.Raum

Werch ein Illtum!
Muß ich nun erwähnen, daß dem gerne zugestimmt wurde, aber die meisten Leute das bloß als Support ihrer Position annahmen und derweil einfach ihr Programm weiterfuhren? Es ist nicht die ausschließliche Reaktionsart, aber der dominante Modus.

Als es am 8.3.2022 in Gleisdorf ein Arbeitsgespräch gab („Begründen statt verkünden!“), war der Überfall Rußlands knapp zwei Wochen alt. Konnten wir nun darüber reden, was die Gleisdorfer Unruhe an neofaschistischem Potential hat und was das allenfalls mit dem Weltenlauf zu tun hat, also auch mit Rußlands Aggression? Das konnten wir nicht.

Aber es gab Absichtserklärungen, auf das alles zu reagieren. Ein Unternehmer meinte, er könne für mögliche Vorhaben eine Kofinanzierung durch andere Unternehmer erreichen. Der Kulturreferent avisierte die Präsentation von Vorhaben bei der Gleisdorfer Gemeinderatssitzung am 28.3.2022. Es wurde betont, man wolle „Hirnwichserei“ vermeiden und die Bevölkerung ansprechen.

Heute, am 20.4.2022, kenne ich noch keine Hinweise, was damit gemeint sei und was genau nun unternommen werden wolle. Der Gemeinderat mußte sich mit Andeutungen begnügen. Ich hatte noch vor der Gemeinderatssitzung jenem offenen Arbeitskreis zwei Memos vorgelegt.


Konkrete Schritte
Das erste Memo am 17.03.2022, das zweite am 24.03.2022. Der Kontext/Arbeitstitel: „Das Wagnis des Zwischenraums“. Mission Statement: „Das Wagnis des Zwischenraums“. Wichtiger Aspekt: „Freiheit ist ein Pakt“. Die Memos als PDF-Dateien: [17.03.2022] [24.03.2022]

Es gab keine Antwort darauf, keinerlei Reaktion; meine Leute ausgenommen, denn wir hatten da schon längst einige Schritte konkret in Arbeit. Dazu kam – wie in den Memos nachlesbar - eine Reihe von Ideen und Vorschlägen, die ohne Feedback blieben.

Dieses beharrliche Schweigen, das Fehlen konkreter Handlungspläne, zuzüglich einiger kurioser persönlicher Anmerkungen zu meiner Position, waren mir Anlaß, die Gruppe zu verlassen, denn mir fehlen Zeit und Laune, diesem Modus zu folgen. Derlei sollte anstandslos akzeptiert werden, zumal ich ja niemandem zu fehlen schien.

Die Jeanne d’Arc der Vorgärten
Das hatte dann noch ein staunenswerte Tirade zur Folge. Zitat: „Ich denke, du machst es dir zu leicht und es wird damit enden, dass du erklärst, wie mies alles ist, weil ohne dich läuft. Oder nicht so läuft, wie du dir das vorstellst. Und das ist schade. Weil das Thema an sich viel zu wichtig ist, als dass man damit solche Spielchen spielt. Und warum hast du dann die Gruppe verlassen? Wenn du das zum Thema machst, dann bist du uns die Antwort schuldig. Nicht nur mir. Sondern allen, die da mitlesen. Denn nachvollziehbar war das für niemanden.“

Es ist freilich eine dummdreiste Anmaßung, von mir Rechenschaft zu verlangen, weshalb ich einem Kreis nicht mehr angehören möchte, auf den ich keinen Eid abgelegt habe, für den ich nicht angelobt wurde. Was für ein Demokratie-Verständnis! Die Jeanne d’Arc der Vorgärten deponierte noch: „Viele ärgern sich und keiner sagt was.“ Naja, wenn keiner was zu sagen hat, dann kann eben nichts gesagt werden.

Einige relevante Links
+) Zeit.Raum: Episode XIII: „Mai acht“
+) Diskurs: Demokratie (Zu den Gleisdorfer Unruhen)
+) Asien und der Rest (Dugin, Putin & Konsorten)
+) Gleisdorf und der Status quo


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