26. März 2022

Zeit.Raum

Im April 2021, also vor fast genau einem Jahr, kam es zu einer Übereinkunft. Unternehmerin Barbara Lukas stellte einen Raum im Zentrum von Gleisdorf zur Verfügung, in der Bürgergasse. Dieser Raum hat über zwei sehr große Fenster eine Schnittstelle hin zum öffentlichen Raum. Wir hatten davor schon einige Jahre in einem ähnlichen Setting zusammengearbeitet. (Der „EinRaum“ lag ebenfalls in der Bürgergasse.)

Monika Lafer ist Malerin, ist aber auch Kunsthistorikerin, übrigens seit dieser Woche mit dem Doktorinnen-Titel in der Tasche. Wir verständigten uns auf eine prozeßhafte Vorgehensweise, in der zwei Slots jeweils alle vier Wochen mit einer neuen Episode bespielt werden.


Damit war zugleich ein langjähriges Thema von Kunst Ost wieder hervorgehoben. KWW: Kunst, Wirtschaft, Wissenschaft im Wechselspiel. Die Notiz zum Kontext und zum Auftakt: „Zeit und Raum“ (Öffentlicher Raum und geistiges Leben).

Ich habe während dieses ersten Arbeitsjahres das Thema „Die Ehre des Handwerks“ etwas ausgeleuchtet. Dabei konnte ich in einzelnen Stationen quer durch das komplexe Thema führen. Ich bin dabei in einer Art Selbstversuch auf den Vorschlag eines Handwerkers eingegangen, nicht bloß zu reden, sondern eine grundlegende Erfahrung zu machen.

Die grundlegende Erfahrung für eine große Anzahl von Berufswegen ist das Schneiden und Feilen von Stahl ohne Maschinen; also mit Werkzeug in den bloßen Händen: Säge und Feile. Beides, Säge und Feile, sind an manchen Stellen auch in Europas Mythologie zu finden, also tief in unserer Kulturgeschichte verankert.

Norbert Gall, derzeit Head of Marketing der Firma Lithoz, verschaffte mir nun zwei Leihgaben, die für meine erste Serie im „Zeit.Raum“ einen vorzüglichen Schlußakzent ergeben. (Lithoz ist ein Fachbetrieb für LCM-Technologie. Das ist Lithography-based Ceramic Manufacturing.)

Zu meinen Episoden, die etwa über die Historie der Feile den Erzählbogen bis zurück in die Steinzeit spannen, kam nun High Tech auf einem Level, das eben erst Zukunftsmusik gewesen ist. Das Türmchen ist Hochleistungskeramik auf der Basis von Aluminiumoxid. Über den künstlichen Zahn sagt Gall: „Lithiumdisilikat. Wir sind die Einzigen weltweit, die das so 3D verarbeiten können. Das Ding schaut aus wie echt.“

Dieser Schlußakzent meiner ersten Episoden-Serie zum Thema „Die Ehre des Handwerks“ macht nun zeitgerecht den Platz für ein anderes Thema frei, welches ich im Dialog mit mehreren Kunstschaffenden entfalten will. Ersten liegt der achte Mai vor uns, als im Jahr 1945 der Faschismus meiner Leute militärisch geschlagen wurde, ideologisch aber bis in die Gegenwart überlebte.

Zweitens zeigt die Gleisdorfer Unruhe, daß derlei Konzepte wieder an der Schwelle zu einem breiteren gesellschaftlichen Konsens angekommen sind. Das kann nicht ignoriert werden. Drittens hat Rußlands völkerrechtswidriger Überfall auf die Ukraine den Krieg nach Europa zurückgebracht.

Daher habe ich mein „Banzai Baby“ aus dem Depot geholt. Diese Karikatur, ein Motorsportgerät mit Kanone, taugt als quasi Wappentier für jene vorherrschende Männerkultur, die sich nicht zurückbilden will. Ab da werden im „Zeit.Raum“ verschieden Inputs von geistreichen Menschen eine Rolle spielen.

+) Mai acht
+) Zeit.Raum
+) Freiheit


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