21. März 2022
Ich wäre ein Dummkopf,
wollte ich mich bloß mit den bitteren Ereignissen der Welt
befassen. Es umschwirren mich allerhand Heuchler, die sich
diese Welt bloß vom Hals reden, wahlweise
Allmachtsphantasierende, die zu allem was zu sagen haben und
sich folglich weltweit zuständig fühlen: eine brüllende
Alleritis.
Oder wie soll ich es nennen, wenn
sich jemand um alles scheren mag? (Ich weiß natürlich, auf
diese Art schert man sich um gar nichts.) Ich also, frei von
allumfassender Weltsicht, mit einem handlichen Fokus
versehen, in einem klar begrenzten Gesichtsfeld zu Hause,
ich darf mich darüber freuen, daß in meinem Areal auch
erfreuliche Dinge stattfinden.
Als die Sonne heute noch höher stand, hatte ich mit Fotograf
Richard Mayr eine Leinwand aufzuspannen und über den Stand
unserer Angelegenheiten zu reden. Der kommende Freitag wird
unser Training Day mit dem neuen Online-Werkzeug,
den „NetInteraktiven Dokumenten“ (NID), die
Informatiker Hermann Maurer mit seinem Team entwickelt hat.
Maurer wird uns mit den Funktionen weitreichend vertraut
machen. Unser Buch über die Wegmarken ist ja schon
mit dieser Technologie umgesetzte: [Link]
Beim Team, welches freitags zusammenkommen wird, weiß ich
jetzt schon: das wird dann wieder sowas mit vorzüglichem
Wein am Rande. (Letztens hat mich ein betagter Rioja
geschmacklich und emotional ziemlich geschafft.)
Aber
davor werde ich mit Mayr noch einen bewegenden Besuch
absolvieren. Dazu kam heute Post von Altmeister Fredi
Thaler, durch den ich vor Jahren den Konstrukteur Heribert
Lanzer kennengelernt hab. Was inzwischen weltweit als
„Grazer Allradkompetenz“ hohen Rang hat, geht zum Teil
auf Lanzers Arbeit zurück.
Thaler schickte mir einen
Zeitungsartikel, der Lanzer als „einzigen
österreichischen Porsche-Preisträger“ vorstellt. Dazu
ein sentimentales Detail: auf einem der Fotos sehe ich den
jungen Lanzer mit Kurt Jungwirth, der, wenn auch hier
ungenannt, einer der bemerkenswertesten steirischen
Landeskulturreferenten der Zweiten Republik gewesen ist.
So! Mittwochs wird also Mayr sein ungefähr außerirdisches
Fotoequipment ins Auto packen, mich hinterherschieben, und
dann geht es ins Obersteirische, um mit Lanzer den Auftakt
für unseren „Funkenflug“
zu setzen. Dazu gehört unter anderem ein Lokalaugenschein in
Lanzers „Modellzimmer“. (Das ist ein eigener Raum mit rund
500 Automobilminiaturen.)
So blättern wir – Mayr &
ich - gemeinsam eine neue Erzählung auf. Und obwohl erst
dieser Ansatz publik geworden ist, habe ich heute schon die
erste völlige Fehldeutung des Projektes zu hören bekommen.
(Menschen haben eben Interessen und das wirkt sich auf ihre
Wahrnehmung aus. Lustig!)
Kommendes Wochenende geht
es dann noch kulturpolitisch zur Sache. Ferner: das Wetter
ist angenehm. Ich hab einen hinreichenden Vorrat vom
Blaufränkischen und zwischendurch Gelegenheit, einfach in
die Luft zu schauen. Ergo: manchmal beneide ich mich selbst!
(Das Feilen von Stahl unter Aufsicht von Meister Lukas ist
dann wieder für die übernächste Woche angesetzt.)
Außerdem kam eben Post vom Dottore: „Heute habe ich ein
Päckchen aufgegeben, es enthält zwei kleine, kostbare
Leihgaben. Du darfst gespannt sein!“ Das wird eine
Episode für den „Zeit.Raum“.
Wenn man nun weiß, daß Norbert Gall der Head of Marketing
von „Lithoz“
ist, mag einem dämmern: Das ist Technologie vom Raumschiff
Enterprise.
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