17. Februar 2022

Hohe Dichte

Eine Serie von Arbeitsgesprächen, teils zu Fragen der Kulturpolitik. Das Finish am Buch „Wegmarken“. Eine erdrückende Flut von Meinungsäußerungen zur Corona-Frage. Ich hab beim Seuchenthema den Überblick völlig verloren. Wir komfortabel, wenn man all das leugnet, wahlweise der Lage die Brisanz abspricht, und alles übrige recht zügig auf ein Erklärungsmuster in Schwarzweiß runterredet.



Wegmarken (von links): Peter Moser, Jörg Klauber & Richard Mayr.

Dann muß man keinerlei Verantwortung teilen, zur Lösung der Krisensituation nichts beitragen. Und all das im Namen der Freiheit und der Demokratie, um das Land gegen Tyrannei zu schützen. Diese durch und durch präfaschistische Einfachheit im Umgang mit dem Gemeinwesen, nimmt mir zwischendurch den Atem.

Parallel sehe ich im Kulturpolitischen die alten Versionen von Geheimdiplomatie und Netztwerkerei, sehe in einigen fixen Positionen teilweise genau jene Funktionärsherrlichkeit, die schon während der letzten 10, 15 Jahre viel getan hat, um Kunst und Kultur zu Mägden des Marketings zu machen.



Jede falsche Bewegung mit der Dreikantfeile schafft ein Problemchen.

Mich erstaunt, was es dazu in meinem Milieu an Einhelligkeit, wahlweise Schweigen, gibt. Ich muß diese Grabesstille in manchen Winkeln eben zur Kenntnis nehmen, akzeptieren. Wenn ich selbst festen Boden unter den Füßen suche, dann finde ich ihn derzeit beispielsweise in der Werkstatt von Meister Lukas.

„Wir haben jetzt eigentlich einiges übersprungen“, sagte er gestern. „In welchem Sinn?“ „Du hättest jetzt einmal drei Wochen mit der groben Feile arbeiten müssen.“ „Ich arbeite gerne mit der groben Feile.“ Dabei bekommt man nämlich grober Ergebnisse, die einen schnell zufriedenstellen. Aber jetzt, mit den feinen Feilen, die man laufend mit der Drahtbürste reinigen muß, damit sie greifen, jetzt lerne ich eine Realismus kennen, der mir neu ist.



Meister Lukas an der Fräse: die radikale Maschinenwelt.

Geduld. Das Wort bekommt für mich derzeit eine völlig ungewohnte Dimension. Im Kontrast dazu konnte ich mir ansehen, wie eine Fräse in Minuten das leistet, was mich Monate kosten würde, um es streng durchzuziehen.

So erhalte ich ein neues Verständnis von unserer Maschinenumwelt, in der wir unsere Leben eingerichtet haben. Triviale Maschinen, die möglichst ohne Pannen funktionieren. Die Quelle des Tempos, das uns als Gesellschaft erneut wachsende Probleme macht. Schon zur Ersten Industriellen Revolution im 19. Jahrhundert wurde solche weitreichende Beschleunigung beklagt…



Feilen als Schulde der Geduld.

Debatten
+) Diskurs: Demokratie
+) Was es wiegt, das hat’s


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