7. Jänner 2022

Die Nationalsimulantin

Eigentlich ist das ja eine zentrale Pose dieser vorherrschenden Männerkultur. Aber klar, daß sie auch von Frauen eingenommen wird, hier gleich von mehreren „Rebellinnen“, die sich ja als Löwinnen fühlen könnten, aber den Löwen eben noch respekteinflößender finden.

Der Freiheitsbegriff, den ich hier finde, ist pure Propaganda und wäre den Frauen sicher im Krisenfall viel zu steil. Solange aber die Hütte geheizt ist und die Regale in den Geschäften wohlgefüllt, die Stromversorgung ebenso klappt wie der Internetzugang, etc. etc., bieten sie uns die Posen einsamer Heldinnen in der Prärie. („Was schert mich der ganze Rest, auf den ich notfalls zurückgreifen kann?“) Hier wird eine Nation simuliert, deren Vorteile man konsumiert, deren Verpflichtungen in wesentliche Punkten abgelehnt werden.


Welche Freiheit will das sein, die sich einer Gemeinschaft nicht verpflichtet, den Anspruch auf deren Vorteile aber zugleich behält? Eine dubiose Unabhängigkeitserklärung. Eine der Frauen kenne ich flüchtig. Die genießt derzeit a) Rechtssicherheit des Staates, was b) ihren Deal absichert, den sie Jahrzehnte bedient hat, um nun eine Pension zu beziehen, was auch eine Krankenversicherung mit entsprechenden Leistungen beinhaltet.

Sicherheit und Schutz als Rückendeckung der Großspurigkeit. Sie ist ein zartes Wesen, bringt keine 80 Kilo auf die Waage, vermutlich höchstens 60. Wenn sie jemandem mißfiele und der möchte ihr dafür die Fresse einschlagen, welchen Schutz könnte sie abrufen? Und wer würde sie – wenn das mißlänge, nach so einem Überfall versorgen?

Der Fall des Falles
Es kann auch anders kommen. So, wie ich es 1992 erlebt habe. Da übersah mich ein LKW-Fahrer auf meinem Motorrad. Das war tief in der Provinz geschehen. Ein Glück, daß ein Notarztwagen besetzt und verfügbar war. Noch mehr Glück, daß dann ein Hubschrauber gerufen werden konnte. Danach die viele Arbeit, mich ins Leben zurückzuholen: Intensivstation, Nachbehandlungen, Reha.


Mir ist sowas später auch im Friaul passiert und das war eine bittere Lektion. Schwer verletzt in einem italienischen Provinzspital, das wünscht man selbst seinen Feinden nicht. Zwei oststeirische Rotkreuz-Männer holten mich heim, wo meine Verletzungen angemessen behandelt werden konnten.

Ich war froh, als wir bei dieser Heimreise auf gute Straßen kamen, denn damit sank mein Schmerzpegel. Muß ich weitermachen? Intakte Infrastruktur. Transportwesen, volle Regale in den Geschäften, stabile Energieversorgung, und noch einmal: wenn ich bedroht werden sollte, darf ich von Sicherheitskräften des Staates Schutz erwarten.

Ach! Und die Telekommunikation, die mir Teleworking und Telepräsenz erlaubt. So kann ich auch mein Brot verdienen; und zwar immer noch, selbst in so schwierigen Zeiten. Die Feuerwehrleute nicht zu vergessen, die mit leistungsfähigem Gerät losziehen, sollte Gleisdorfs Zentrum noch einmal unter Wasser stehen. (Das hab ich schon erlebt.) Oder Unwetter würden Bäume fällen und die Stromleitungen kappen.

Diese propagandistische Pose „Ich verzichte…“ Lustig! Ich war seinerzeit übrigens genau so lange ein harter Kerl, der gut auf sich schaut, bis mich ein noch härterer Kerl zusammengefaltet hat. Das half mir beim Nachdenken, andere stürzt sowas ins Verderben. Was also schafft man allein?

Survival
Erinnern Sie sich noch an diverse Survival-Trends und was uns die Wirtschaft dann so an a) Überlebenstraining und b) Ausrüstung anbot? Das kann man mögen. Aber hier, im Corona-Diskurs - wird gerade von Wohlstandskindern der Radical chic gepflegt. (Können die, was sie behaupten?)

Ich habe einen sehr interessanten Bekannten meiner Generation, der früher mein Nachbar war. In jungen Jahren galt er als „Extremsportler“. Durch das Death Valley laufen. „Iditarod“, also mit dem Hundeschlitten durch kalte, unwirtliche Gegenden, da will ich nicht einmal begraben sein. Rauf auf Berge, rein in den Dschungel, solche Sachen. Das ist kein Breitensport. Aber die Zarte, die in keinem guten Sturm gerade stehen könnte, verzichtet auf Schutz und will für sich selbst sorgen? Naja, das glaub ich doch sofort…

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