28. Dezember 2021

Reden wir über den Mob

All diese aufgeregten Leute, die nie geübt haben, in kritischen Debatten eine Klarheit herauszuarbeiten, welche vielleicht den eigenen Ansichten widerspricht. Wie sie nun „Lügenpresse“ plärren, weil Dissens sie überfordert.

Wenn sie nun plötzlich nicht bekommen, was sie wollen, gibt es Krach. Sind das auch die Leute, deren gebückte Haltung ihnen seit Jahrzehnten im Rücken und im Herzen weh tut, weil sie nicht den Mumm hatten, sich Auge in Auge gegen Autoritäten aufzustellen? Sagen wir: die letzten 30 Jahre. In diesen letzten 30 Jahren wurde unübersehbar, daß wir Annehmlichkeiten einbüßen werden, daß wir Vorteile abgeben müssen.

Jene, die neuerdings in Gleisdorf Reden schwingen, aber nicht gehört werden, weil sie geistreiche, fesselnde Ansprachen vorbereitet hätten, sondern weil eine Lautsprecheranlage ihnen erlaubt, alles niederzubrüllen, jene Urenkel von Untertanen habe ich in den letzten 30 Jahren vermißt.


Dieses Geplärre von „Liebe“ und „Nicht spalten, zusammenhalten!“ überdeckt kaum, daß sie freilich nicht dabei waren, als wir in Gleisdorf hätten daran arbeiten können, was die Konsequenzen der Weltwirtschaftskrise 2008/2009 wurden, die im Jahr 2010 auch bei uns voll eingeschlagen haben.

In der Folge haben Politik und Verwaltung ihr Verhalten geändert und begonnen, die Steiermark umzugestalten. Dabei geschahen nicht nur generell, sondern auch regional und lokal Dinge, die ich mißbilligt habe. Ab 2015 wurden rundum die Schrauben noch angezogen.

Es wäre die Zeit gewesen, von der Zivilgesellschaft her breiter aktiv zu werden, die Leute aus Politik und Verwaltung da und dort zur Rede zu stellen, Rechenschaft zu verlangen, Modusänderungen zu verhandeln. Nein, da hab ich sie nicht gesehen.

Nicht die Wellness-Prosecco-Partie, nicht Lagler und nicht Scharler, natürlich auch nicht die auswärtigen Strohmeier und Hammerl, die Neofaschistin Fide Veritas schon gar nicht, ebensowenig Gernot „Das Genie“ Gauper.



Grafik: Heinz Payer

Nein, in der Ebene der Demokratie, wo zäh gearbeitet und verhandelt werden muß, wo um Kompromisse gerungen werden muß und wo man sich konkreten Personen ganz konkret stellen muß, nicht vor Publikum, nicht auf der Bühne, sondern am Verhandlungstisch, da hab ich die alle nicht gesehen.

Im Gegenteil! Manche, etwa aus den Reihen der Wellness-Prosecco-Partie, haben sich gerne von Politik und Verwaltung hofieren, promoten lassen. Kritischer Diskurs? Regionale Wissens- und Kulturarbeit? Das könnte etwa ein Thomas N., der mich neuerdings von der Seite her anstrudelt, nicht einmal buchstabieren.

Wir haben Kriterien. Die sind nicht vom Himmel gefallen, sondern in einer Republik erarbeitet und davor für eine Republik erkämpft worden. Wer da mit Krawall hineinfährt, die Stadt belärmt, vereinzelte SA-Manieren nicht klar ausschließt, mich allerweil nur wissen läßt, was nicht gewollt wird, aber klare politische Pläne geheimhält, ist einfach Mob. Mob, der die Menschen schikaniert


+) Heimat (Übersicht)

Postskriptum
Wer den 60. Geburtstag schon gefeiert hat, also kein Teenie mehr ist, und neuerdings via Social Media bloß Schreckensmeldungen, Alarmbotschaften, Parolen und überdies Zitate von Herbert Kickl raushaut, sonst nichts, muß ja einen guten Teil des Lebens völlig vergeudet haben, um nun als eine Art Kickl-Hupe durch die Gegend zu rennen und die Inhalte anderer Leute zu verbreiten, statt eigene Aussagen zustande zu bringen. Das sind emotionale und intellektuelle Trauerfälle.


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