1. Oktober 2021
Unruhe
+) Erstens Von den zwei interessanten Konzepten: Das
Imperium ist der Herrschaft über ein Territorium gewidmet.
Die Hegemonie will Herrschaft über das Denken. Wer in
öffentliche Diskurse eintritt, sollte mit solchen Kategorien
vertraut sein.
+) Zweitens Zentrum & Provinz: Ich
habe im vorigen Eintrag schon erwähnt, daß es mich eher
wenig schert, wer in Graz gerade regiert. Meine etwas
oberflächlich zusammengefaßten Eindrücke besagen: Graz
genügt sich völlig selbst. In meinem Milieu fand ich die
letzten 30 Jahre keine bemerkenswerten Hinweise, daß wir
etwa das alte Denkschema „Zentrum/Provinz“ auflösen könnten.
+) Drittens Denunziation statt Kritik: Die aktuelle
Gemeinderatswahl, bei der die Kommunisten stimmenstärkste
Partei wurden, hat so eine Murmeltier-Sache gekickt. Recht
plumpe Wiederholungen verschlissener Posen die schon
mehrmals abgemackert wurden. Man erinnere sich an einen
Landtagswahlkampf, für den die KPÖ kandidierte.
Da
war es eine ÖVP-Mandatarin, die treuherzig verkündete, ihre
Ehemann stamme aus Ungarn, da wisse man ja, was Kommunisten
mit der Demokratie anstellen würden. Ziemlich kühn, eine
steirische KPÖ mit dem Warschauer Pakt zu assoziieren.
+) Viertens Miserable Propaganda: Weit kurioser war
eine Drucksorte der Grünen, die ich so infam gefunden hab,
daß ich eine Kontroverse anstieß. Daran war recht amüsant,
was folgte, als ich ins Gleisdorfer Rathaus ging, um eine
Unterstützungserklärung zu unterschreiben, damit die KPÖ
kandidieren kann. Ich wollte eine Reaktion, ich bekam sie.
Unter anderem: Gleisdorfs Bürgermeister Christoph Stark
fragte mich per Email, ob das denn unbedingt nötig gewesen
sei. Naja, irgendwas ist nötig gewesen, da die Grünen den
KPÖ-Politiker Ernest Kaltenegger in einer Publikation samt
Portrait-Foto mit Slobodan Milosevic assoziiert hatten,
gegen den damals wegen Kriegsverbrechen verhandelt wurde.
Das war eine derart unterirdische Fehlleistung im
politischen Diskurs, ganz miserable Propaganda, daß mir erst
einmal der Atem wegblieb, wie sich denn solche Blödsinne
unter gebildeten Leuten ereignen können. Aber was soll‘s?
Wozu präzise sein, wenn es um wuchtige Themen geht?
+) Fünftens Jenseits von Polemik: Das Gezänk rund um der
Grazer Wahlerfolg der KPÖ finde ich etwas gespenstisch. Dann
lese ich aber bei Norbert Mappes-Niediek, einen Autor, den
ich aufgrund gewohnter Qualität seiner Publikationen sehr
ernst nehme, auf Facebook:
„Intern im Spektrum
der – anderswo sehr kleinen – kommunistischen Partei in
Österreich vertreten sie die stalinistischen,
nationalbolschewistischen Positionen, eine Tatsache, die sie
mit ihrem Auftreten als katholischer Mieterverein mit einer
Art Mutter Teresa an der Spitze gern vergessen machen.“
Nun wird es interessant, weil wir eventuell debattieren
sollten, ob eine politische Formation intern Ansichten
pflegen darf, die mit dem politischen Zustand der Republik
Österreich nicht vereinbar sind.
+)
Wachsende Unruhe (Übersicht)
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