29. August 2021
Verhaltensmuster
Ach, wie gut wurde ich von der Software erkannt. Als
65jähriger Mann habe ich zwar für einen „Stillhoodie“ wenig
Verwendung, der sei jungen Frauen mit Säuglingen
vorbehalten, auch werde ich eine Push up-Polsterhosen,
Vaginaprothesen etc. nicht brauchen, denn ich denke, ich
bleib in meinem Männerkörper wie er ist.
Ich fühle mich eindeutig als Balkan Boy, empfinde mein
Europa größer als das der EU, aber ich sehe mich weder auf
südslawisch noch auf schwedisch formulierte Werbung
angewiesen. Was mir überdies an überirdisch lokalisierten
Wohltaten auf den Bildschirm flimmert, interessiert mich
nicht.
Es gibt in meinem Web-Aktivitäten auch keinen
Hinweis darauf, daß ich mein Seelenheil irgendwelchen
Schamanen anvertrauen würde, die im Schnellsiedekurs das
Plündern außereuropäischer Kulturen geübt hätten. Ich laß
mir keine Karten legen, weil mir allein schon die Posen
dieser Herzchen auf den Nerv gehen.
Seit weit mehr als einem Jahrzehnt biete ich der Wirtschaft
via Social Media an, mein Verhalten zu beobachten und daraus
Informationen abzuleiten. Anders gesagt, Social Media sind
vor allem eine riesige Saug-Maschinerie, um individuelle
Daten zu lukrieren, die klar zugeordnet werden können.
Rund um Big Data ist nicht mehr zu bezweifeln, daß die
Algorithmen vielfach sehr treffenden Prognosen über das
Verhalten einzelner Menschen erstellen können. Ich mach mir
da keine Illusionen. Das ist ein enormes Business.
Wie treffsicher die Company in der Facebook-Ecke ist, erlebe
ich nun geraume Zeit, da eine erhöhte Flut von Werbung
rüberkommt. Das Wegdrücken von „gesponserten“ Beiträgen
gehört inzwischen zu meinem Alltag.
Es hat diese
Dichte im ersten Corona-Halbjahr noch nicht gehabt. Aber
inzwischen werde ich davon täglich umspült. Doch wie sich
zeigt, die Treffsicherheit läßt zu wünschen übrig. Es
scheint fast, als sei der Algorithmus von meine Verhalten
etwas verwirrt.
+)
Netzkultur
[Kalender]
[Reset]
|