2. August 2021

Der Warnhinweis

In letzter Zeit hab ich öfter den Hinweis erhalten, daß die Pharma-Industrie auf Profite aus sei und sich Konsortien wie auch einzelne Personen an der Seuche krumm verdienen würden. Wirklich? Wie enttäuschend! Also keine Vorstände, die von Philanthropen dominiert werden?

Keine Neigung, über adäquate Steuerleistungen jene Gemeinwesen zu stärken, wo man seine Umsätze macht, auch indem man deren Infrastrukturen nutzt? Keine Strategien zur Vermeidung jener Effekte, dank derer Profite privatisiert, aber Verluste der Allgemeinheit aufgebürdet werden?


Wo hast Du Genie die letzten Jahrzehnte Deines Leben verbracht, um nun langsam zu verstehen, wie Kapitalismus geht? Und wo hab ich Dich zum letzten Mal getroffen oder zumindest wahrgenommen, als es da, wo wir leben, darum ginge, Politik und Verwaltung zu bewegen, daß ein Korrumpieren von Zuständen unterbleibt, wo allenfalls vorhanden, dann auch revidiert wird?

Ich sehe nämlich keine Alternative zu dieser enormen gesellschaftlichen Anstrengung, all jenen, die bereit sind, ein Gemeinwesen auszuplündern, über Gesetze und Kontrollen in die Arme zu fallen. Das könnten wir dann schon im kleinen Rahmen üben. In den Familien, im Freundeskreis, in der Community, der man sich zugehörig fühlt.

Was ich via Facebook an Ratgeberinnen und Ratgebern erlebe, finde ich nicht einmal bruchteilhaft in meiner nächsten Nähe, wo an manchen Dingen zu arbeiten wäre. Mehr noch, ich sehe manche Herzchen, die via Social Media Terz machen, um bei der eigenen Community zu punkten. Aber sie bleiben dabei immer schön vage, etwas generell, um sich nur ja vor Ort keine „Connection“ und keine Option zu verbauen.

Was ich meine, ist ein Verlangen nach kritischen öffentlichen Diskursen, in denen konkrete Vorgänge mit konkreten Personen konkret zu betrachten und zu prüfen sind. Mich schert das gerade einmal mehr in meinem Metier, der Wissens- und Kulturarbeit, der Kunstpraxis.

Dieses Berufsfeld ist in den letzten zehn Jahren sprunghaft stärker für korrupte Momente anfällig geworden. Das Zeitfenster der Jahre 2010-2015-2020 ist inzwischen gut untersuchbar und darstellbar. Machen wir Ernst? Kommen wir zur Sache?

Ich erkunde das (als einer der Origami Ninjas) bei Kunst Ost gerade erneut und schreibe darüber eine Serie von Glossen: „Ein Feuilleton" (Sammlung kulturpolitischer Beiträge).

Das simple aber unverzichtbare Muster, wenn es um Kritik geht, sieht folgendermaßen aus. 1.: Ich nenne Fakten bzw. Aussagen, die ich kritisieren will. 2.: Ich nennen die Quelle, damit man prüfen kann, ob ich sauber zitiert habe und der Grund meiner Einwände nachvollziehbar wird. 3.: Ich nennen meine Gründe und meine Kritik.

Alles andere halte ich für Kolportage und für Gezänk. Im regionalen Kulturbetrieb bleibt vieles völlig unscharf, was mich auf verdeckte Intentionen schließen läßt. Das ist im Kern die gleiche hinterhältige Nummer wie bei Konzernleuten, die eine Volkswirtschaft ausplündern. Bloß die Dimension macht einen Unterschied.

Ob ich moralisiere? Ach, nein, das wäre mir zu langweilig. Ich handle aus egoistischen Gründen. Ich will ein Leben haben, in dem mich andere nicht über den Tisch ziehen, in dem ich vor anderen nicht auf der Hut sein muß. Dafür bin ich bereit, es genauso so halten.

Mein „Teststreifen“ dafür ist die simple Frage: „Haben Sie gute Absichten?“ Meine Erwartung ist Redlichkeit. Was meint Redlichkeit? Ein Fließgleichgewicht zwischen dem Denken (Intentionen), Reden (Selbstdarstellung) und dem Tun. Das würde mir genügen, um mich in meiner Umgebung halbwegs wohlzufühlen.


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