1. Juni 2021
Ich hätte die lange Hose nicht
gebraucht, den Wollpullover schon gar nicht. Stets bin ich
die letzte Zeit im Verzug, was meine Wahrnehmung der Welt
angeht. Die Hitze saß auf dem Hügel, das Gras mehr als
kniehoch, dort oben immer noch der gefallene Baum, den ich
mir vor einer Weile schon aus der Nähe angesehen hatte.
Seine bleichen Äste ließen mich an ein havariertes
Luftschiff denken, dessen tote Mannschaft von den Füchsen
weggeschafft worden ist. Aber nein, ich bin in keiner trüben
Stimmung. Manchmal dürfen Assoziationen in meinem Kopf frei
laufen. Autopoietische Vorgänge. Die Normalität macht Pause
und ich stemme mich bedächtig den Hang hinauf, Schritt für
Schritt.
Ich konnte damit heute etwa solchen Sätzen
entkommen: „In der Projektkurzbeschreibung (LEADER
Projekt: Wegmarken - Klein- und Flurdenkmäler der
Kleinregion Gleisdorf, LAG: 601 - Almenland & Energieregion
Weiz-Gleisdorf) heißt es unter ‚Ziele und Zielgruppen‘:...“
Ich entziehe mich immer mehr dieser auf eigenartige
Effizienz abgestellten Sprache, doch morgen muß ein Dossier
raus, das ich dann auch ins Web hängen werde. Ich denke, wir
brauchen alle mehr Transparenz, wie dieser Kulturbetrieb
funktioniert, unser Beruf funktioniert, das ganze Land
funktioniert.
Republik. Die verschliffene
Form von Res publica. Öffentliche Angelegenheit.
Als ich vom Sonnenhang herunterkam, dachte ich
zwischendurch an diesen gründlich rasierten Herrenmenschen,
der sich aktuell alte Post vorlesen lassen muß, diverse
SMS-Botschaften, die er einst abgesetzt hatte.
Verschiedene Quellen berichten über den Herrenmenschen Dinge
wie: „War Schmid im Finanzministerium noch mit einem
Diplomatenpass ausgestattet, gibt es diesen als
ÖBAG-Vorstand nicht mehr. ‘Oh Gott, reisen wie der Pöbel‘,
schreibt Schmid.“ (Quelle: Puls 24, gemeint ist
ÖBAG-Vorstand Thomas Schmid.)
Ich muß das nicht
kommentieren. Ich muß nicht einmal darüber nachdenken, was
den Herrenmenschen zu solchen Äußerungen bewegt haben mag.
Derlei Arroganz kostet mich keinen Gedanken.
Schmid
ist ein Nutznießer seiner Vernetzung mit der
Österreichischen Volkspartei und liegt etymologisch ganz
richtig. Peuple ist ein französisches Wort für
Volk, gilt als eine Quelle des Begriffs Pöbel
und leitet sich womöglich vom lateinischen Wort populus
her.
Ein Herrenmensch, der heimischen Volkspartei
verpflichtet, ekelt sich demonstrativ vor dem Volk. Das ist
auf merkwürdige Art lustig; diese skurrile Turnübung einer
Selbsterhebung über was auch immer.
Na, da will ich
doch gerne ein Rotz sein, von dem sich dieser Rotzlöffel
abzusetzen sucht. Der Pöbel und seine Kanaillen. Was für ein
Rührstück! Und wenn morgen die Sonne wieder kommt, steige
ich erneut einen dieser Hänge hinauf, damit meine Normalität
Pause machen kann.
[Kalender]
[Reset]
|