5. April 2021

Hallo du!

Rauf den Jungberg, rein in den Wald, rüber zum anderen Ufer des Baches, runter zum Moosgraben. Ich suche immer noch nach dem Marterl im Wald, vermutlich ein Baumbild, das an jenen Bauern erinnert, der bei Holzarbeiten von einem fallenden Stamm erschlagen worden war. (Ja, meine Knie quittieren mir solche Abwege mit sachten Schmerzzuständen, als wollten sie mir mitteilen: hat Spaß gemacht, aber kostet was.)

Die Waldarbeit hat längst wieder begonnen. Überall Narben und Spuren im Holz. Dann aber auch so kuriose Momente, daß etwa eine Familie auf Fahrrädern einen sehr schmalen Hohlweg runterkommt und wenigstens eines der zwei Kinder sich laut sorgt, die nächste Kurve zu schaffen.

Da ich bei meinem Körperbau in jenem Hohlweg jederzeit die Straßensperre machen könnte, zog ich mich an einem Baumstamm die Böschung hoch, denn falls der Gschrapp an mir nicht vorbeikäme, wäre womöglich ein Arzt nötig und ich müßte derweil mit den Eltern eine fruchtlose Debatte führen. Außerdem sind die Kinder unser aller Schutzbefohlene, was klar macht, wer von uns im Aufpassen geübter sein sollte.

Ich sehe diesen Wichteln unglaublich gerne dabei zu, wenn ihnen was dämmert. Ein Geist, der sich entfaltet, das finde ich so schön wie eine Orchidee, die grade aufgeht.

Nahe der Fürstenfelderstraße kam es zu einer weiteren Geselligkeit. Da erklang aus einem Garten, aus etwas erhöhter Position: „Hallo du!“ Da war so viel Abstand über den abschüssigen Rasen hinweg, daß wir uns nur rufend verständigen konnten.

Das Mädchen, bestenfalls vier Jahre alt, hübsch herausgeputzt, grüßte mich, um – wie sich zeigte – eine Unterhaltung zu eröffnen. Es hob ein Spielzeug in die Höhe und begann zu erzählen, was der Osterhase alles gebracht hatte. Die Familie der Kleinen, in der Laube hinter ihr, unterbrach das sofort.

Doch die Kleine ging offenbar über vor Vergnügen über die Osterneuigkeiten, rief mir weiter zu, was alles zu finden gewesen sei, deutete mit ausgestrecktem Arm hin, wo es gelegen hatte. Daraufhin wurde das Mädchen von seiner Familie zur Räson gebracht.

Da dachte ich mir, was das noch werden kann, wenn sich sowas schon nicht gehört. Egal! Wir sehen längst, wie aus kleinen Mädchen junge Frauen werden, die sich nicht an die Leine legen lassen. Ich wette, das wird lustig, wenn die einmal 15 Jahre älter ist. Und mein Ostermontag hat dadurch eine andere Farbe bekommen, zu sehen, wie jemand vor Glück fast zerhüpft.


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