11. März 2021
Origami Ninja
Das war so ein kleines Geplänkel, denn der Sir und ich
sind nicht geneigt, im Jammertal zu campieren. Monat um
Monat müssen wir Dinge umschreiben, neue Möglichkeiten
ausdenken, alles im Fluß halten, denn die Pandemie haut uns
ständig andere Reglements um die Ohren.
Was immer wir
tun, es kann schon tags darauf verworfen sein, weil sich die
Bedingungen geändert haben. Wie soll man so arbeiten? Genau
so läuft das eben und entweder wir bleiben in Bewegung oder
wir saufen ab. Es ist so simpel und banal. Wie sang his
Bobness? „You better start swimming or you‘ll sink like
a stone.“ (Verflixt! Ich denke manchmal schon in
Popkultur-Zitaten.)
Weder er noch Woody Guthrie hatten uns etwas von einem
soziokulturellen Kameradschaftsbund erzählt, Robert Johnson
schon gar nicht. Ein Club mit Sofa-Ecken, wo man als
Stammkunde oder Dauerpatient ein Fauteuil zurechtgestellt
bekommt, sich gegenseitig die Schultern naß weint und sich
mit staubigen Geschichten lähmt, wie gut man damals, in den
goldenen Zeiten, draufgewesen sei, wobei man dezent etwas
mit dem Eisernen Kreuz, der Nahkampfspange und dem Goldenen
Verwundetenabzeichen klimpert, während man vor dem
Zubettgehen ein Glas warmer Milch serviert bekommt.
Natürlich haben wir die letzten zwölf Monate genug schwere
Stunden absolviert und Nächte ohne Schlaf verbracht. Es gab
reichlich bittere Momente. Aber darüber reden wir
miteinander, das gehört nicht auf die Bühne; außer es ist
daraus ein exzellenter Song entstanden.
Dann war da
in unserem Gespräch plötzlich dieses Motiv: egal, wie oft
mich das Leben zusammenfaltet, ich entfalte mich wieder. Die
elegante Doppeldeutigkeit von „ich entfalte mich wieder“
kann man unmöglich liegenlassen. Und plötzlich war klar: wir
sind die Origami Ninjas. Wir entfalten uns.
Zu diesem
Motiv gehört freilich eine Geheimgesellschaft. Aber was
derzeit in der Welt so an Verschwörungen läuft, was uns an
Gezänk und Geblöke um die Ohren scheppert, was uns in diesem
Trara laufend an Geheimnisse aufgedrängt wird, was man uns
als „höheres Wissen“ andient, nein! Das ist ein Witz! So
eine Geheimgesellschaft braucht niemand.
Wir hatten
uns übrigens schon einmal verschworen, Mally und ich. Vor
rund 20 Jahren. Auch das war kein Geheimbund, sondern eine
„Verschwörung der Poeten“. Daher muß die Origami Ninja
Association eine öffentliche Geheimgesellschaft sein. Eine
Res publica mit dem spröden Duft der Res secret.
Das
alles war nicht bloß so dahingeredet. Wir kamen überein: es
will vertieft werden. Grafikerin Ursula Kothgasser meinte
dazu: „Kann man machen.“ Es sieht nun so aus, als würden wir
am Montag, dem 15. März 2021, zum Lockdown-Jahrestag einen
Akzent raushauen. So viel ist schon klar: wir entfalten
uns!
+)
Ursula
Kothgasser +)
Sir Oliver
Mally
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