5. Dezember 2020 II
Das paßt mir heute. Erstens ist
dies Blatt Nummer 2950 in meinem Logbuch. (Ich hänge hier
ein wenig an solchen runden Zahlen.) Zweitens birgt dieser
Samstag die fünfte Tele-Drink-Session im zweiten Lockdown
dieses Jahres. Überdies bekam Sir Oliver Mally heute die
Probepressung für sein aktuelles Album.
Bei mir läuft
dieses Set ja schon ein Weilchen rauf und runter, denn Mally
hat mit seinen Leuten eine beeindruckende Arbeit geleistet
und ich durfte das vorab kennenlernen. Außerdem hab ich
heute ein Science Fiction Double Feature angesetzt. (Das
passende Zitat zu meiner Trinklaune.)
Bei der vorigen Session am vergangenen Samstag war es ein
Fläschchen Uhudler Frizzante, das mir zwar ein sanftes Glimmen
zwischen die Ohren setzte, aber mehr nicht hergab. Mir ist heute
nach einem heftigeren Zustand, weil das vielleicht meine
Landkarte der Bedeutungen wieder einnordet.
Gestern
fehlte mir ein Tag und ich hatte notiert: „hat wer meinen
donnerstag? bin irritiert, daß der kalender freitag sagt.“ Das
hing definitiv nicht mit Alkohol zusammen, sondern mit diesen
merkwürdigen Zuständen, in die ich mich während der
Lockdown-Wochen aufgeschaukelt hatte. Ein verrutschen der
Tagesrhythmen, des Schlafes, der mir wieder einmal in Fragmente
zerflogen ist.
Kurze Zeit war es sehr kantig geworden. Es
gibt diese Stunden der Dämonen, da schwitze ich mein Bettzeug
naß. Durch derlei Passagen reise ich längst vollkommen
unaufgeregt. Ich bin sehr sturmerprobt. Aber es ist mir nie ganz
geheuer.
Also diesmal ein Doppelfeature.
Zum Auftakt ein Cava, der vor dem Öffnen noch kurz ins
Tiefkühlfach muß, denn dieses spanische Vergnügen muß
ich extrem kalt haben. Dann der Blaufränkische, den ich
derzeit allen anderen Roten vorziehe.
Das ist
freilich eine sehr üppige Ausstattung und reißt den
streng geordneten Budgetrahmen auf, den ich mir gesetzt
habe, um dieses Jahr ökonomisch im Griff zu behalten.
Ich hätte das diesmal ohnehin gemacht, weil mir nach
Trunkenheit ist. Aber ich bekam gerade vorteilhafte Post
vom Finanzamt.
Mein per Bescheid eingeforderte
2019er-Abschluß, wie er eigentlich im März fällig
gewesen wäre, hatte für mich keine weitere Belastung,
sondern eine kleine Steuergutschrift zur Folge. Damit
bekommt das heutige Double Feature ein solides
Fundament.
Wie ich hier schon mehrfach betont
habe, ich brauche so ein kleines Fest, und wenn es bloß
für eine Stunde ist. Ich stehe (und feiere) in der
Tradition jenes alkoholtoleranten Teils der Menschheit,
dem der Ackerbau zu verdanken ist.
Starke Thesen
besagen, dies sei überhaupt der Auslöser für die
Entwickelung von Ackerbau gewesen. Der Rausch. Die
Grenzüberschreitung. Das Bier war vor dem Brot da. Die
zwei Varianten:
a) Jäger und Sammler: vorhandenes
Zeugs wie Fliegenpilz, Koka, Qat oder indischer Hanf
(Haschisch).
b) Ackerbauern: Gebräu von
Kulturpflanzen, Bier, Most, Wein, in der Folge Schnaps.
Der Anbau, die Pflege, der Jahreslauf, die Feste zu
bestimmten Zeiten. Dafür auch Kultbauten, die als eine
Art Sternenkalender funktionierten. Na klar kann ich
mich nicht einfach nur betrinken. Das ist alles mit Sinn
vollgestopft. Ich hab immer tausend Dinge im Kopf. Durch
die Trunkenheit wandelt sich das – so könnte man sagen –
in Milde und Musik.
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Covid-19] --
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Die
Session:
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