16. November 2020
Flüsse von Memes
Was wir früher als ein „Rauschen im Blätterwald“
empfanden, durch große Aufregung in der
Zeitschriftenlandschaft verursacht, ist heute sehr
wesentlich das Flimmern von Memes. Ich bin dafür natürlich
empfänglich. Heute hat‘s geflimmert.
Erst kam der Minister, dann die Queen. Unser Bildungsminister
ist ein Herzchen. Seine Ratschläge bezüglich der Betreuung von
schulpflichtigen Kindern muß unter Tausenden Eltern, vor allem
aber unter alleinerziehenden Müttern, für enorme Erheiterung
gesorgt haben.
Wir ertragen die Bürde der Pandemie alle
sicher leichter, wenn wir etwas zu Lachen bekommen. Wenn ich es
schon selbst nicht alle Tage schaffe, mich am Lauf der Dinge
fröhlich zu stimmen, dann anerkenne ich, daß sich unsere Regierung redlich
darum bemüht.
Hätten wir eine Königin, sollte sie
unbedingt wie jene von Großbritannien sein. Ich male mir das
gerne aus, wie es denn wäre, wenn ich in meiner Burg, meinem
Schloß, meinem Stadtpalais oder Landhaus zuhause bleiben sollte.
Lockdown heißt ja bekanntermaßen, daß die ärmeren Leute den
wohlhabenden Leuten die Infrastruktur sichern und den
Lieferservice machen. Da wollen wir auf keinen Fall Neid
aufkommen lassen, sondern ich bin froh, daß ich froh bin.
Aber unser Kanzler! Der zeigt wieder, daß er es kann…
was auch immer. Nein, bedauere, ich bin dieser dummen
Phrasen unendlich müde. Ein „hartes Vorgehen gegen
islamistischen Terror“? Sagt mir der Anzugträger grade, daß
das Wasser naß ist? Und verrät er mir auch, daß der Papst
katholisch ist?
Danke! Ich hab ja nun seit den
Schüssen von Wien allerhand Kerl-Sprüche gehört, so patzige
Ansagen. Selbst Memes der Grünen künden vom Wunsch nach
einer Verschärfung des Waffengesetzes. Genau! Das Wasser ist
naß? Was, bitte, wollen die denn verschärfen?
Hat da schon einmal jemand das Waffengesetz 1996 (WaffG)
nachgeschlagen? Bleiben wir bei der jüngsten Mordattacke von
Wien. Lassen Sie mich davon ausgehen, daß der Awtomat
Kalaschnikowa aus dem Jahr 1947, kurz AK 47, samt all
seiner Derivate in die Kategorie A fällt: „Verbotene Waffen und
Kriegsmaterial“. Siehe: [Link]
Also: verboten. Was könnte man nun mehr als verbieten?
Und die präventive Terror-Bekämpfung, falls jemand geschnappt
wurde, soweit wir das von Exekutive und Justiz erwarten? Mein
laienhaftes Rechtsverständnis läßt mich annehmen, da wäre schon
allerhand Rüstzeug gegeben; zum Beispiel durch:
§ 107 StGB
Gefährliche Drohung
§ 111 StGB Üble Nachrede
§ 274 StGB
Schwere gemeinschaftliche Gewalt
§ 277 StGB Verbrecherisches
Komplott
§ 283 StGB Verhetzung etc.
Was will denn jemand an den Texten arbeiten, statt an deren
Umsetzung? Mit diesen und einigen anderen Gesetzen sollte man
doch jedem vormals waffentragenden Dschihadisten vor Gericht
juristisch gewachsen sein. Oder?
Außerdem haben wir dank
des unseligen Handelns mancher unserer Eltern und Großeltern nun
einige Jahrzehnte Erfahrung mit dem „Verbotsgesetz 1947“. Sollte
uns diese Erfahrung nicht nutzen, um jegliches Bewerben von
Mordtaten sanktionieren zu können?
Und dann noch Kickl.
Ach Kickl! Ein trauriges Kapitel von jemandem, der offenbar noch
immer nichts zu sagen hat, was uns in dieser Welt etwas klüger
machen könnte.