15. September 2020
Bilderfluten
Inzwischen fällt es mir
immer noch auf. Aber es macht nichts. Vielleicht hat sich da ein
anderer Kontinent entfaltet, bloß hab ich es nicht bemerkt.
Vielleicht bin ich von meinem vertrauten Terrain
heruntergefallen, weil mir der Lauf der Zeit den Boden unter den
Füßen weggezogen hat. (Zu viel Beharrungsvermögen in meinen
Beinen?)
Heute kam es mir einmal mehr durch eine
oststeirische Formation in den Sinn: viele Kulturleute machen
das ja auch. Beim Kunstvölkchen muß ich jederzeit damit rechnen.
Bilderserien. „Alben“ werden online mit Fotos geflutet.
Vielleicht kann ich am Stapel ablesen, wer da fotografiert hat.
Vielleicht.
Ich sehe Menschen. Und Dinge. Gegenden.
Zeugs. Aber ich erfahre kaum je, was ich da sehe.
Bildunterschriften? Die Ausnahme. Dabei läßt nicht einmal der
kleine steirische Kulturbetrieb zu, daß man ausreichend viele
Leute kennt und erkennt, wenn sie bei Kulturveranstaltungen
abgelichtet werden. (Genügt es, daß sie sich selbst in diesen
Alben erkennen?)
Ablichten. Ich mag so antiquierte
Begriffe. Naja. Wenn ich Leute auf Fotos sehe, hätte ich gerne
wenigstens die Chance zu erfahren, wer da gezeigt wird. Ist aber
kaum möglich. Was heißt das? Wohl, daß es nicht wichtig ist. Daß
die nicht wichtig sind. Daß es eigentlich egal ist, wer da
herumgestanden hat. Hauptsache es war wer da.
Ist es
tatsächlich völlig nutzlos, über einzelne Fotos auf dieser Ebene
zu kommunizieren. Offenbar! So verstehe ich langsam: der ganze
Kulturbetrieb, um den gerade erst während so vieler Monate
Geschrei war, hat jene Relevanz abgelegt, die wir lauthals
behaupten. (Behaupten genügt?)
Fazit: Es reicht offenbar
ein Veranstaltungstitel plus ein Stapel Fotos, um mitzuteilen:
„Da war was!“ (Bonus-Track: „Ein Fotograf war auch
da!“) Nehm ich zur Kenntnis. Thanx for nothing!
+)
Die neue
Bourgeoisie
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