18. August 2020
Kapitalismus und Massenkonsum
Publizist Florian Klenk schrieb auf Facebook eben:
„Liebe Leute, weil mir mittlerweile sehr intelligente Leute
diesen Käse schicken. BITTE BITTE glaubt nicht alles, was im
Netz oder auf einem Bildschirm behauptet wird. Sogar sehr
gebildete Leute schicken mir diesen Unfug, wonach Staaten
vom IWF bestochen worden seien, um Corona-Lockdowns zu
verhängen.“
Wie? Also:
der Internationale Währungsfonds haut angeblich Geld zum Fenster
raus, indem er Regierungsmitglieder verschiedener Länder
schmiert, auf daß die uns in den Lockdown schicken. Was genau
soll das bringen? Wie plausibel ist so ein Coup?
Bei
allen aktuellen Unklarheiten scheint doch eines klar: der
Lockdown beschädigt das soziale Gefüge und haut Breschen in die
Wirtschaft. Unternehmen gehen den Bach runter. Menschen
verlieren ihr Einkommen. Das macht sie nicht nur psychisch
labiler, es hindert sie am Konsum.
Folglich: der IWF soll
– so einige Verschwörungsministranten – wichtige Grundlagen des
Kapitalismus korrumpieren? Ich betone: den Massenkonsum. Eine
der wichtigsten Quellen, wenn man bei Bevölkerungen Geld
abschöpfen möchte, damit es nach oben umverteilt werden kann.
Kapitalismus und Massenkonsum gehören zusammen. Nun haben
Interessensgruppen vieler Arten dieses System so verfeinert,
mit einer enorm leistungsfähigen Propagandamaschinerie
ausgestattet, auf daß Menschen vielfach Bedürfnisse
entdecken, die sie ohne Werbeindustrie eher nicht entwickelt
hätten. Inspiration. Motivation. Manipulation.
Das
ganze 20. Jahrhundert ist ein Beleg dafür, daß keine
Diktatur so effizient darin ist, Menschen zu gängeln, wie
kapitalistisch orientierte Systeme. Denn das ist der
Unterschied zur Tyrannei. Der Tyrann muß seine Untertanen
zur Gefolgschaft zwingen. Wirtschaft und Werbeindustrie
bringen Leute in vielen Bereichen dazu, ihr freiwillig zu
folgen und dafür Geld auszugeben.
Genau das soll nun
der IWF kippen wollen? Wozu? Mit dem Ziel, Menschen ihrer
Freiheitsrechte zu berauben, sie und zuhause einzusperren,
damit sie kein Geld verdienen und daher keines ausgeben
können? Und das, wo sich doch so viele der Konsumwelt aus
freien Stücken anschließen?
Wie sollten sich dann so
viele dafür verschulden und auf die Art prima an einem
Gängelband halten lassen? Noch dazu, wo doch Teile unserer
Bunderegierung so gut mit millionenschweren
Wirtschaftstreibenden kooperieren, von ihnen Parteispenden
entgegennehmen, während das Werkel vorzüglich rennt.
Einige dieser Wirtschaftstreibenden schöpfen große Summen ab
und exportieren sie in Steuerparadiese, statt hier das
Gemeinwesen mitzutragen. Das will der IWF per Lockdown
abstellen? Er und andere Formationen wollen dieses bewährte,
gut eingespielte System unterlaufen und aufbrechen?
Um die Leute vom Gängelband des Konsums zu nehmen und
zuhause einzusperren? Das ist eine famos bescheuerte Idee.
Paßt prima zur neuen Bourgeoisie. Bildung? Weltgewandtheit?
Der boomenden Obskurantismus ist Operette pur.
-- [Bourgeoisie]
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