25. Juni 2020

Erst sommerlich, dann die Wollsocken-Episode, weil für einen Tag der Herbst zurückkam. Ein nächster Sommermoment, nun der Regen. Dem hab ich letzte Nacht stundenlang gelauscht und wollte nicht einschlafen, weil ich den Klang so mag.

Die versierte Lisl Mesicek lächelt über das Ergebnis der Mühen

Rundum wird inzwischen besser sichtbar, wer die letzten Monate zu nutzen wußte, auch wenn die Bedingungen es unbequem gemacht haben. So schrieb mir Lisl Mesicek aus Wien: „Den Steyr 125 unseres Freundes haben wir fertig gebracht, angelmeldet (das ist ganz knapp vor dem Corona-Lockdown geglückt!) und an seinen Besitzer übergeben…“ Und nun nächste Pläne.

Was für ein beeindruckendes Fahrzeug, von 1936 bis 1937 in bloß wenigen Einheiten für den Export gebaut. Die Schrauber und Sammler. Eines der Milieus, wo man mit Nichtwissen umzugehen versteht, wo niemand weit käme, der bloß die Klappe aufreißt.

Tom Kada, der sich auf alte Nutzfahrzeuge spezialisiert hat, schrieb mir kürzlich zu diesem Thema: „Ich treffe bei Oldtimer Veranstaltungen viele Leute die immer alles wissen, das sind aber meistens die, welche nie mit einem fahrende Fahrzeug aufkreuzen...“ Lustig! Oder lästig. Egal!

Ich hab ein wenig an Kriterien eingebüßt, was ein adäquates Arbeitspensum ist. Früher galt für mich: wenn die Arbeit gemacht ist, war's genug. Heute setzt mir mein persönlicher Kräftevorrat Limits und bestimmt das machbare Tagespensum. Da fische ich nich etwas im Trüben.

Der Kulturbetrieb hat in den letzten drei Monaten neuen Konturen gezeigt. Eine Menge Maulheldentum und Jammertal zwischen allem anderen. Lustig! Oder lästig. Egal!

Für mich haben diese Monate genügt, um etwa mein Verhalten in der Küche stark zu verändern. Das kam sehr wesentlich aus zwei Gründen. Ich mußte mein Repertoire am Herd erweitern, um mit meinen bestehenden Kochkompetenzen nicht in Überdruß und Selbsthaß zu landen.

Die Forelle ist ein Saibling ;-)

Ich mußte den etwas strengen Sparplan aus den letzten zwei Jahren radikalisieren, weil das Geld noch knapper geworden ist als es eben schon war. Das sind interessante Zeiten! Also habe ich in der Küche einiges verfeinert und vertieft, hab mehr über Gewürze herausgefunden, hab von freundlichen Menschen gute Ratschläge bezogen, wo ich ratlos war.

Und ich hab Dinge erhalten. Geschenke. So zum Beispiel bunte Teigwaren, die mir derart gut gefallen, daß ich mich scheue, sie zu kochen. Leider mußte ich Lachs aufgeben, dessen Geschmack ich so sehr mag. Es ist bei uns praktisch unmöglich, Wildlachs zu bekommen, wie ihn Alaska noch hat, von der Kostenfrage ganz zu schweigen.

Alles andere kommt offenbar aus Lachsfarmen, an denen regionale Wildlachsbestände kaputtgehen. Diese Stücke kann man offenbar nicht mehr als Lebensmittel bezeichnen, sondern hat es mit pharmazeutischen Sondermüll zu tun. Ein Albtraum! Also: Lachs ade!

Folglich stand ich kürzlich an der Theke und sagte: „Ich hätte gerne so eine Forelle.“ Die Verkäuferin, an der ich nie je schlechte Laune gesehen hab, erwiderte: „Diese Forelle ist ein Saibling.“ Gut. Wieder was dazugelernt.

-- [Die Novelle] --



MORGEN: "Resurrection"

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