5. Mai 2020

Pressefreiheit durch Fake News?


Das paßt ja zu meiner nächtlichen Aufregung über zunehmende Deppen-Post. Eine Kultur-Redaktion promotet den internationalen Tag der Pressefreiheit. Mit einer Falschmeldung. Ich empfinde das als ein Alarmzeichen in dieser belasteten Zeit, die bei einem Ringen um Klarheiten so viele Sackgassen anbietet.

Voltaire zitieren, oder wen auch immer, verlangt aus einer Quelle zu schöpfen, die genannt werden kann. Das gehört auch heute sicher noch zum Grundkurs der Publizistik. Die Quelle dieses Zitates ist bekannt. Ich hab das Beispiel 2015 schon einmal zum Thema gemacht, weil der gefälschte Voltaire-Satz in allerhand Varianten immer wieder auftaucht:

Es war die 1868 geborene Evelyn Beatrice Hall, die unter dem Pseudonym S. G. Tallentyre das Buch "The Friends of Voltaire“ publizierte. In einer Londoner Ausgabe von 1906 findet man auf Seite 199 folgende Passage: „I disapprove of what you say, but I will defend to the death your right to say it." (Der Text)



Weshalb das wichtig und klärungsbedürftig ist? Ich will kein Bildungsbürgertum an den Schalthebeln von Massenmedien sehen, das seine Bildung aufgegeben hat und mir Kolportage oder „Gefühltes“ als Wissen serviert.

Ich will die Mühe des Wissenserwerb im sorgsamen Umgang mit Quellen gesichert wissen. Ich will nicht hinnehmen, daß man in einer Kultur-Redaktion Propaganda betreibt, statt seriös zu arbeiten. Ich berufe mich dabei zum Beispiel auf den bosnischen Autor Dzevad Karahasan.

Nach einem Gespräch mit ihm notierte ich seinen Unmut über „die Praxis der Fälschung, die Herrschaft der Vorurteile, diese Selbstzufriedenheit“. Siehe dazu meine komplette Aufzeichnung und den Passus: „Aber wenn die Intellektuellen, wenn die ‚Werteproduzenten’, wenn die Leute, die Wertbegriffe, Wertvorstellungen schaffen, wenn Deutungseliten nach Vereinfachungen greifen, ist der Teufel los.“ (Der Text)

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