30. März 2020

Die Klagen der Klara

Aber die Kunst! Meine Profession. Mein Metier. Wir haben in der Konferenz in Permanenz auf Slack eben einen eigenen Schacht zum Thema aufgemacht. Die Kunst und ihre Bedingungen. Jetzt, wo sich aktuelle Umbrüche grade vertiefen, schärfer konturieren…

Ambivalente Gefühle. Ich sollte, aber ich will nicht. In diesen Tagen ein besonders interessantes Thema, weil die Pandemie uns in neue Erfahrungen drängt. Neu insofern, als wir seit dem Zweiten Weltkrieg keine vergleichbare und vergleichbar umfassende Situation hatten, in der ein Gemeinwesen seine Umgangsformen, Modi und Übereinkünfte prüfen muß. Muß! Niemand kann sich dem entziehen.

Der Lockdown zerrt offenbar an den Nerven mancher Menschen. Dieser Tage entfaltetet sich auf meiner Facebook-Leiste ein kurioser kleiner Dialog, den ich als ein Beispiel an Originalton aus meinem Milieu für unbezahlbar halte. Welches Milieu? Kunst- und Kulturschaffende der Oststeiermark.

Am 28. März 2020 erhielt ich von Klara S. eine Freundschaftsanfrage auf Facebook, die ich um 18:19 Uhr positiv beantwortet habe. Um 18:40 Uhr war sie voll da, ging in eine Plauderei vom 25. März (um 12:59 Uhr) hinein, die ich mit folgender Notiz ausgelöst hatte:

„...und ich sollte wäsche waschen, will aber nicht!!!!“

Es ist eventuell ein nützlicher Text, um zu illustrieren, was das Feld der Gegenwartskunst von dem der Hobbyliga trennt. Wer sich im Bereich der Sonntagasmalerei hervortut, kann mit etwas Übung und schöner Anmutung auskommen. Hier wird der Versuch honoriert, eventuell gefeiert, die Frage nach dem Gelingen kann unberücksichtigt bleiben.

In der Gegenwartskunst wird man keine Prüfung durchstehen, wenn man nur erkennt, was an der Oberfläche sichtbar ist. Kontext. Subtext. Ironische Brechung. Mögliche Paraphrase. Ganz zu schweigen von einer eleganten Replik, mit der man eine Notiz quitteren könnte…

Nun also:

+) Krusche: ...und ich sollte wäsche waschen, will aber nicht!!!!
+) Klara S.: Dann ist dir nicht langweilig genug!
+) Udo W,: Klara, mir ist nie langweilig
+) Klara S.: ich hab eigentlich den Martin Krusche mit der Wäsche gemeint
+) Udo W.: Klara, oh lol
+) Krusche: Klara, und die pointe? (darum gehts hier nämlich.)
+) Klara S.: Wenn dir langweilig genug ist, dann wäscht du auch deine Wäsche! Nehme an, die Waschmaschine ist kaputt, oder kannst du sie nicht einschalten???
+) Krusche: Klara, so eine art leben führe ich nicht. mir ist nie fad und den haushalt hab ich ganz gut im griff. vielleicht solltest du ein wenig nach kontext und subtext forschen ;-)
+) Klara S.: Tut mir leid, aber wie versteht man den Satz: ich sollte Wäsche waschen, will aber nicht! Mir ist es ziemlich egal , ob du deine Wäsche wäscht oder nicht, es schadet der Menschheit nicht, wenn du in schmutzigen Klamotten herumläufst.
+) Krusche: Klara ich sehe schon, wir verstehn uns nicht. macht nix. facebook ist für mich kein kanal, um haushaltsproblme zu erörtern, sondern eine bühne, um geistreiche unterhaltung zu haben. es geht also eigentlich nicht um die sache.
+) Klara S.: ja kein Wunder du bist ein Mann und ich bin blond!
+) Krusche: Klara, wie du merkst, haben wir einander nichts anregendes zu sagen. aber das macht ja nichts, das ist unter abertausenden menschen so...
+) Klara S.: Dann fang mal an mit dem Anregenden, über deine Wäsche weiß ich ja schon Bescheid- Die Abenteuer sind im Kopf und sind sie dort nicht, sind sie nirgends.!
+) Krusche: Klara, das wird so nix. ich kann dir auch nicht sagen, woran es liegt.
+) Klara S.: Ja man muß oder kann nicht mit jedem reden.Ist auch okay
+) Krusche: Klara, gut erkannt. wir teilen offenbar gar nix an interessen und themen.

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