1. März 2020

Ich hab das ganze 2019er Jahr gebraucht, um endlich wieder einmal auszuschlafen, um zur Ruhe zu kommen, Stille in mir zu finden. Das ist kein Alarmmeldung, sondern soll bloß unterstreichen, daß viele Vorgänge in uns auf keinen Fall das Tempo haben, wie es der Alltag heute gewöhnlich vorgibt. Die Diskrepanz ist oft sehr deutlich spürbar.

Komme ich längere Zeit unter erheblichen Druck, brauch ich meist ein Weilchen, um mir selbst leid zu tun. In diesem Zustand gelingt es mir ganz gut, die Dinge neu zu ordnen. Dann sehe das Mühsame als interessante Aufgabe und achte besser auf die möglichen Pausen.

Das heißt ganz konkret: Arbeitspensum reduzieren. Wer sich das nicht erlauben darf, hat meiner Ansicht nach vor allem zwei Optionen: a) sich selber in den Graben fahren, um jenes Paket an Leistungen zu generieren, das man anderen präsentieren möchte. Oder b) Leute hinters Licht führen und Kompetenzen wie Arbeitspensa fälschen.

Ich versuche seit letztem Herbst zu klären, wie viel eine strikte Neuordnung von Themen, Verfahrensweisen und ProjektpartnerInnen bringt, um in ruhigeres Fahrwasser zu kommen und dabei dennoch relevante Ergebnisse zu erarbeiten.

Dazu gehört, daß ich mit Kuratorin Mirjana Peitler-Selakov vor einer Weile erörtert hab, den Verein kultur.at aufzulösen. Das war seit dem Jahr 2000 ein leistungsfähiger Projektrahmen, der heute ins Archiv gehört.

Peitler-Selakov stimmte zu. Sie hatte schon im Vorjahr das GISAlab in eine eigenständige Trägerschaft überführt und ich hab Kunst Ost, dessen Namen in meiner Umgebung am ehesten bekannt ist, als das Projekt-Trägersystem.

Als ich vor ein paar Wochen begann, a) mit Gottfried Lagler und b) mit Josef Laller einige gemeinsame Schritte im Bereich Volkskultur in der technischen Welt zu bereden, kristallisierte sich erst einmal ein schöner April-Termin heraus.

Davor hatte ich mit Wissenschafter Hermann Maurer vereinbart, daß wir beim Projekt Mensch und Maschine eine Phase zwei eröffnen. Dazu kam, daß Manuel Wutti zum neuen Besitzer eines ruhend gestellten Oldtimer-Magazins wurde und mich ins Redaktionsteam holte.

Parallel hatte im Bereich Gegenwartskunst nun Peitler-Selakov freie Fahrt für ihren Beitrag zum Kulturjahr Graz 2020, wobei ich als Kooperationspartner im Hintergrund wirke und Backstage-Arbeit erledige.

Damit waren für den Augenblick alle wesentliche Punkte geklärt, um in meinem Bereich die Dinge zu bündeln, zu konzentrieren. Das heißt, mein „Tesserakt“ hat inzwischen zwei Sektionen. Eine davon ist mit „Mythos Puch VII“ verbunden. Daraus war nun eine nächste Marke abzuleiten. DAA: der April-Akzent.

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Daraus soll sich etwas Kontinuierliches entwickeln, wie ich es einst mit dem Aprilfestival gemacht hab, welches inzwischen Geschichte ist. Ich hab mich in der Arbeit des Wochenendes übrigens daran erinnert, daß es ein Projekt mit dem Titel Leben/Kunst/Geschwindigkeit gab. Wann war das? Im Jahr 2007. Damals schrieb sich mein Projektrahmen noch „Kunst O.ST“, getragen vom „kultur.at: verein für medienkultur“. Das ist auch Geschichte!

Eine kontrastreich aufgestellt Crew hat damals an den Fragen der permanenten Beschleunigung gearbeitet, über die Bedingungen von Beschleunigungsopfern nachgedacht. Der Rückblick zeigt mir, es hat keinen Prozeß in Gang gesetzt, durch den im regionalen Kulturbetrieb eine Nische entstanden wäre, die andere Modi erprobbar und erfahrbar machte.

Ich staune außerdem, wie viel von den gewonnenen Inhalten heute zwar in der Öffentlichkeitsarbeit verschiedener kommunaler Instanzen auftaucht, aber praktisch nicht gelebt wird. Polemisch verkürzt: Die interne Beschleunigung schritt voran, auf Umsetzung wurde verzichtet, die PR-Arbeit bemäntelt das.

Ich muß zur Kenntnis nehmen, daß die Kunst- und Kulturschaffenden der Region diesen Verhältnissen mehrheitlich zu Diensten stehen, ohne einen Einwand vorzubringen oder andere Optionen zur Debatte zu stellen. Das gibt dem regionalen Kulturgeschehen ein Maß an selbstrefenrenziellen Zügen, welches die Relevanz dieser Arbeiten fast schon in die Tonne drückt.

Soll sein! Das ist eine Demokratie, da darf man wichtige Optionen auch verschenken. Ich hab für meinen DAA einen Satz aus früheren Kunst O.ST-Jahren hervorgekramt: Provinz muß nicht provinziell sein.

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