16. Februar 2020

Es ist um diese Jahreszeit noch mühelos, den Kühlschrank abzutauen. (Arktis im Gefrierfach.) Zeugs in eine Kiste und vor das Fenster gestellt. Bleibt fast so kühl wie im elektrischen Modus. Dann wurde der Sonntag sehr sonnig. Da hatte ich den Kasten schon geputzt und Eisstücke in die Abwasch geschichtet. Also zurück mit dem Zeug.

Ja, das ist ein Stück Selbstironie, wenn ich hier den Haushaltskram so betone; zumal ich eben erst eine Packung Blätterteig verwerten mußte, um das Tiefkühlfach freizubekommen. Das war keine ermutigende Session. (Täusche ich mich? Hat Blätterteig früher anders geschmeckt?)

Bei Facebook ist in der Sache zu notieren gewesen: „derzeit macht es satt, dereinst sollte es auch schmecken“. Da gab es schon bessere Zeiten. Früher. Ich bin nicht sicher, aber es dürfte mehr als ein Jahrzehnt her sein, daß ich begonnen hab, mich weiteren Teilen der Hausarbeit völlig zu verweigern. Ich wollte nur noch das Nötigste erledigen, um zu überleben.

Als in der Zeit davor für ein Kind zu sorgen war (das meine Fürsorge überlebte!), hatte sich mein Repertoire natürlich größer und umfassender bewährt. Ein Mann in Karenz war Anfang der 1990er Jahre für viele Menschen eine Witzfigur; außer in Gesellschaft von Frauen mit kleinen Kindern.

Nun kam vor einer Weile dieser Punkt, da ich nichts mehr sehen oder gar essen mochte, was ich in letzter Zeit zu kochen verstand. Es wurde dringend nötig, die Küche als Neuland zu erkunden. Das ging vorerst recht gut, indem ich auch begonnen hatte, die geschichtlichen Dimensionen des Kochens zu betrachten. Das ist übrigens weit spannender als ich erwartet hätte; siehe dazu: Aus der Glut“.

Ich komme also voran, bleibe dabei aber auf Selbstironie angewiesen, denn selbstverständlich schaffen andere das alles, sicher viele auch, während sie eine Hand in der Hosentasche lassen, wo ich mich so anstelle.

Ich mag sehr, daß im letzter Zeit aus meiner Umgebung vor allem Anregungen und Ermutigungen kamen, da eben nicht alle Menschen davon ausgehen, daß man alles können und effizient beherrschen müßte, was übrigens eh niemand kann. Aber so zu tun als ob, das erscheint mir doch sehr verbreitet zu sein. Sie wissen, das ist Blödsinn, ich weiß, das ist Blödsinn, aber bitte…

Es gab diese Wochen nur eine abschätzige Bemerkung, die so zu beantworten war: „Wenn du in den letzten zehn Jahren auch nur ein Gedicht geschrieben hast, das sich mit meinen Gedichten messen kann, werde ich mich gerne mit deinem Einwand befassen.“

Ich schreib derweil freilich auch andere Dinge und sehe, wie sich meine Küche langsam und merklich verändert. Derzeit ist es noch so, daß ich, was von meinem Herd kommt, absolut niemandem zumuten würde. Ich entfalte das als groß angelegten Selbstversuch. Darum dieser oben notierte Satz „derzeit macht es satt, dereinst sollte es auch schmecken“.

Ich bin zuversichtlich, daß in der Frage Terrain zu gewinnen ist. Ich denke, nie zuvor war mir so sehr bewußt, was die Verfügbarkeit von Gewürzen bedeutet. Und immer wieder bin ich froh, daß ich keine fünf Kilometer zu Fuß gehen muß, um wenigstens halbwegs sauberes Wasser zu finden, sondern daß ich bloß den nächstbesten Wasserhahn aufdrehen muß.

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