10. Februar 2020
Der erste Tag im Jahr, an dem ich meine Runde mit der leichten
Jacke machen konnte. Große Geste? Als hätte ich einen arktischen Winter
hinter mir, so ein halbes Jahr Nacht, um wieder in's Helle zu
fallen.
Nein, solche Bilder kommen aus Filmen. Ich liebe es, nordische Landschaften zu sehen, den vielen Schnee, bei all den
Mutmaßungen über die ausgreifende Stille. Ich werde es mögen,
irgendwann in eine unendliche Stille einzutauchen. Ich mag diese
Vorstellung.
Aber nicht jetzt, nicht heute, nicht in nächster Zeit. Eben ist
viel gelungen, das sich nun in Ansätzen manifestiert. Ansätze
als ein Ergebnis mühevoller Arbeit. Mit Ansätzen wäre ich aber völlig
unzufrieden, müßte ich es dabei belassen. Ich möchte
herausfinden, wohin das trägt, was es kann.
Heute war es vergnüglich, die dicke Jacke an der Wand zu
lassen und dieses leichte rote Teil anzuzuziehen, das ein wenig nach
Schilehrer ausieht; obwohl mir nichts fremder wäre, als mit dem
Schizirkus assoziiert zu werden. Banales Hintergrundrauschen...
Und die Arbeit?
Nun erst einmal der Themenraster, in
einige Zeitfenster gegliedert. Ich mache das an der
Formengeschichte der Automobile des 20. Jahrhunderts fest. Ja,
es ist das vorige
Jahrhundert. Wie merkwürdig sich das anfühlt, wenn ich sage:
das vorige Jahrhundert. Also der Themenraster:
+)
Arbeitsjahr 2020: Von den 1920er Jahren zum Zweiten Weltkrieg
+) Arbeitsjahr 2021: Vom Steyr Baby zu Ponton & selbsttragenden Karosserien
+)
Arbeitsjahr 2022: Die gelungene Volksmotorisierung und die Keilform
Natürlich krame ich auch in den Vorgeschichten herum. Das
hat heute zwei Markierungen betont. Blitzen-Benz
und Clara Bow. Es ist nicht nur der Tod ein Meister
aus Deutschland, auch der Speed Demon hat dort
rührige Verwandtschaft. Diese Themen überschneiden sich
häufig.
Anfang des 20. Jahrhunderts wurde eine so mächtige Maschine auf
Räder gestellt, daß es in Europa keinen Kurs gab, den man damit
hätte befahren können. Daher gingen Maschine und Troß nach den
USA.
Am 17. März 1910 krachte Barney Oldfield am Strand von Daytona
mit dem Fahrzeug über die 200 km/h-Markierung hinaus. Dabei
wurde er von rund 200 PS angeschoben. Eine für jene Zeit
unfaßbare Situation, die man nur unter Lebensgefahr ausloten
konnte. Ich hab aus gutem Grund ein Blitzen-Benz-Modell
in meiner Sammlung.
Die Karre war technisch und formal ihrer Zeit voraus. So lagen,
wie man sehen kann, etliche Elemente außerhalb der Karosserie,
um diese möglichst glatt und windschlüpfrig gestalten zu können.
(Die Invasion der Streamliners sollte dann erst Anfang der
1930er angehen.)
Und Clara Bow. The hard-partying jazz-baby. Das erste bedeutende It-Girl unserer
Geschichte, hinreißende Heorine der Flapper-Kultur. Vor ihr hatten
sich radfahrende Frauen in Hosen (Bloomers)
Anfeindungen aller Art, zugezogen, auch körperliche Attacken.
Nach ihr setzte Marlene Dietrich neue Maßstäbe, was Frauen in
Hosen anging. Kraftakte im bis heute tobenden Kampf um die
Silhouette des Frauenkörpers. Es ist freilich kein Zufall, daß
ich dieses Thema in einem Atemzug mit dem Thema Automobildesign
zur Sprache bringe.
Jetzt wird noch genauer herauszuarbeiten sein, wo das seine
Schnittpunkte hat und was uns das bis heute scheren mag. Hier
die Notiz über den Kontext, den ich vorerst an den 2020er
Oldtimer-Tagen festmache: [Link]
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