29.
Dezember 2019
Dies und das und überhaupt
Ich nehme zur
Kenntnis, daß in meinem Umfeld wesentliche Kommunikationslinien
heute über WhatsApp laufen. Also bin ich nun dabei. Im
Augenblick denke ich darüber nach, welche alten
Kommunikationskanäle ich in meiner Ausstattung nun schließen
sollte. Ich hab keine Lust, mich in immer mehr offene Leitungen
zu verstricken.
So bereite ich derzeit die Liquidierung
des kultur.at - verein für medienkultur vor. Der wurde
am 27.01.2003 gegründet und wurzelt in einem Online-Projekt aus
dem Jahr 2000, den Salon [house] über das fremde und die
peripherie. (In den Internet-Kategorien sind 20 Jahre eine
enorme Zeitspanne.)
Mein Basislager im Web bleiben die
van-site und die Filiale Kunst Ost. Ich halte vorerst
aus Gewohnheit an Facebook fest, führe weiter eine
kleine Twitter-Leiste für das Austria-Forum
und werde darüber hinaus weitere Konzentrationsschritte
bedenken. Es wäre Unfug, immer mehr Pforten ins Web zu öffnen,
ohne alte Bestände zu prüfen und sich gegenüber einigen Kanälen
zu verschließen.
Wir erfahren viel zu viel und finden nur
schwer Zeit, um aus Informationen Wissen zu destillieren. Bliebe
noch Unterhaltung, zu der ich kein Wissen brauche, weil sie mir
bloß die Zeit vertreiben soll… von der ich inzwischen zu wenig
für die Online-Welten hab, weil es ja auch sonst noch ein Leben
gibt.
Das sind mir zwei wichtige Optionen: Wissenserwerb
(der anstrengende Arbeit ist) und Zeitvertreib (der mir Erholung
von Mühen bringen soll). Beides muß ausreichend große Nischen
für ein übriges Leben lassen.
Daraus folgt ferner, daß
sich nicht jeder Schmarren, der via Web in meiner Hütte
anbrandet, für meine Empörung eignet. Ich hab nicht einmal Kraft
und Laune, mich über alle relevanten Mißstände zu empören, von
den ich täglich erfahre. Ich bin keineswegs bereit, auf alles
einzugehen, was jemand zu Recht für wichtig erklärt.
Ich
bekäme sieben Tage die Woche jeweils 24 Stunden lang Nachrichten
aufgedrängt, würde ich darauf verzichten, die
Smartphone-Funktion „Mobile Daten“ bloß nach Bedarf
einzuschalten. Egal, wie groß man nun die Quote von relevanten
Mißständen ansetzt, welche im Kontrast zu Datenschritt stünde,
es wäre allemal zu viel, zu viel, zu viel.
Das ergibt
dann auch die Brutstätte von Whataboutism. Egal, was
ich beachte, behandle, betone, andauernd meldet sich wer, um
mich wissen zu lassen: Dies hast du nicht bedacht. Das hast du
nicht einbezogen. Jenes wäre noch zu erwähnen. („What about
this an that?“)
So entstehen vollkommen
schwachsinnige Kommunikationssituationen, in denen niemand mehr
die Welt erkunden kann, sondern bloß noch Zeit totgeschlagen
wird. Wer auch immer das für eine akzeptable Mediensituation
hält, ich will in meinen Verstand nicht mehr hineinschieben, als
er verarbeiten kann. Die Grenzen sind zwar in Bewegung, aber
vorhanden.
[Eine
Facebook-Notiz]
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