2.
Dezember 2019
schmerzgrenzen?
reihe von gesprächen
hinter mir, in denen einige momente unserer orientierung in der
zeit gewidmet waren. und zwar bezogen auf lebenszeit. ich muß
heute erst klären, ob das nun eine angemessene art ist, über
seine existenz nachzudenken, oder die vorstufe zu jenem
abschnitt, in dem menschen nur noch über ihre wehwechen und ihre
verdauung reden.
momentan löse ich öfter erstaunen aus,
wenn ich erwähne, daß rund um 1800 das durchschnittsalter der
männer in europa über 30 nicht hinauskam. freilich gab es
ausnahmen. die kennen wir seit jeher. der name von urvater
methusalem wurde dabei gewissermaßen zur gattungsbezeichnung.
jenseits des mythos sind es dann persönlichkeiten wie
alexander von humboldt, ein zeitgenosse von goethe, schiller und
erzherzog johann, dessen 90 lebensjahre uns die damaligen
ausnahmen greifbar machen.
wäre nicht zu vergessen, daß
es noch weitreichende teile dieser welt gibt, agrarische
geprägte gebiete, da werden menschen keine 50.
ich darf
froh sein, ganz andere bedingungen zu haben, während ich nach
solchen maßstäben nun quasi zwei leben schon verwerten konnte,
mit weiteren 30 jahren eventuell rechnen darf und mindetsnes
weiter 50 brauche.
tom kada hat mir eben eine originelle
replik geliefert, als das thema „verbleibende lebenszeit“
anklang, wo ich meinte, ich sollte meiner sammlung zum thema
automobilismus keine stücke mehr zufügen, weil inzwischen platz
und lebenszeit etwas knapp werden. kada, der etwa halb so alt
ist wie ich:
„A geh. Das ist wie mit dem Aufstehen im
Zug. Manche richten sich schon zusammen, wenn sie Graz
passieren, obwohl sie erst in Leibnitz aussteigen. Umgelegt auf
die Strecke Graz- Leibnitz dürften die sich gar nie hinsetzen.“
das hat einen hauch weisheit von geradezu buddhistischen
dimensionen.
dem steht gegenüber, daß mich in den letzten
jahren oft erstaunt hat, wie massiv widerstände hochfahren, wenn
es mich interessiert, wie andere menschen mit dem thema altern
vorzugsweise umgehen. mit meinem derzeitigen kenntnisstand
möchte ich betonen: es ist so gut wie tabu.
derzeit fällt
mir nun franz wolfmayr ein, der schon vor wenigstens 30 jahren
meinte, wir sollten uns um die lebensbedingungen alter menschen
kümmern, damit wir es dann selbst nicht so katastrophal haben
würden, wie etliche, von denen er weiß. diese drei jahrzehnte
sind inzwischen um, das thema ist…
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