Was kostet ein Amt? Als Bürger
einer Schisport-Nation habe ich für rasante Abfahrten
einiges übrig. Parteichef, Vizekanzler, einfaches
Parteimitglied, präsumtives Ex-Parteimitglied. Der "Kurier"
titelte am 24.9.19: „FPÖ will Strache aus der Partei
ausschließen“. (Kurier)
Vom ORF Wien erfuhr ich: „Wie Nepp im ‚Kurier‘ sagt,
zahlt die Landespartei monatlich 2.500 Euro, weil Strache in
seinem Haus in Klosterneuburg auch Delegationen empfangen
habe.“ (ORF)
Nur keinen Neid Leute! Ich muß zwar mit weit weniger Geld
pro Monat leben können, aber wer wollte in meiner Wohnung
schon empfangen werden?
Nun stellt sich
mir die Frage: hätte Strache politisch überlebt, wäre ihm
ein leistungsfähiger Berater finanziert worden? Jener von
Sebastian Kurz soll ein Grundgehalt von 30.000,- Euro
bezogen haben, wobei jede Zusatzleistung extra zu bezahlen
war. Das ist übrigens ein bemerkenswertes Detail.
Stellen Sie sich folgende Situation vor. Sie heuern für ihre
Firma einen Prokuristen an. Für diese Fachkraft drücken Sie
pro Monat weit mehr als 22.000 Blatt ab, weil 14
Monatsgehälter, Dienstwagen, Spesen etc. benötigt werden.
Damit der aber seinen Job gut machen kann, brauchen Sie
einen zweiten, einen zusätzlichen Angestellten, der sogar
mehr kostet.
„Der Bundeskanzler der Republik
Österreich verdient ein Gehalt von monatlich 21.889 Euro
brutto. Das entspricht einem Nettogehalt von 11.544,64 Euro
pro Monat 14-mal jährlich.“ (Finanz.at)
Zum
Vergleich, ich erinnere mich an ein berührendes Gespräch mit
einem Gleisdorfer Unternehmer, den ich als hervorragenden
Handwerker kennengelernt habe. An einer Stelle dieses
Gesprächs sagte er: „Ich hätte mir oft gerne selber den
gleichen Betrag als Gehalt überwiesen wie meinen
Angestellten.“
Was verdienen Angestellte? „Das
durchschnittliche Einkommen pro Monat in Brutto der Arbeiter
und Angestellten betrug in Österreich im Jahr 2016 zirka
2.360 Euro. Das sagt die Studie, die vom Hauptverband der
Sozialversicherungsträger erstellt wurde.“
(Finanz.at)
Aus der selben Quelle
erfahre ich: „Der Vizekanzler (ohne Resort) wird einem
Landeshauptmann gleichgestellt. Beide verdienen 17.511 Euro.
Auch ein Minister verdient 17.511 Euro.“
Aus welcher
Position betrachte und deute ich diese Verhältnisse? Ich bin
seit 1972 erwerbstätig, lebe als freischaffender Autor,
komme auf durchschnittlich 1.500,- Euro netto im Monat,
wovon rund die Hälfte für Wohnraum und Büro reserviert
bleibt. Das ist für einen österreichischen Künstler ein
gutes Einkommen und ermöglicht ein zufriedenstellendes
Auskommen.
Wer mehr Einkommen erreichen möchte, muß
sich auf dem Markt bewähren und ganz anderen Kräftespielen
aussetzen, erlebt gewöhnlich nicht annähernd das Maß an
Selbstbestimmung, wie es für mich Standard ist.
Damit möchte
ich betonen, Geld ist nur eine von mehreren Währungen, in
denen man entlohnt werden kann. Auch Selbstbestimmung,
Reputation, Sozialprestige, Freizeit etc. sind Währungen,
aus denen sich allerhand Nutzen ziehen läßt.
In
wenigen Tagen finden Wahlen statt, deren Ausgang nun wohl
mehr als unklar ist. Ich denke, wir werden allerdings erst
im Lauf des kommenden Jahres erfahren, was unter unseren
politischen Prominenten an Redlichkeit zuhause ist.
Dafür setze ich auf Journalistinnen und Journalisten des
Landes, denn die Politik selbst konnte uns bisher nicht
offenlegen, was mindestens in FPÖ-Kreisen an krimineller
Energie und frivoler Spesenritterei zu finden ist. Wie
sauber andere Parteien sind, werden wir sicher auch
beizeiten aus den Medien erfahren.
Es ist natürlich
kein Zufall, daß die FPÖ-Postille „Wir Steirer“ in ihrer
aktuellen Ausgabe Willibald Spörk zitiert, der die Kühnheit
hat, seine Glosse so einzuleiten: „Mit großer Sorge
betrachte ich in letzter Zeit die Auswirkungen von
überzogener ‚political correctness‘ in diesem Land.“ Damit
zielt er unter anderem auf Österreichs Presse.
Spörk:
„Eine Teilschuld daran haben sicher die Medien, die
heutzutage nicht mehr objektiv und neutral über Politik
berichten, sondern anscheinend glauben, selbst Politik
machen zu müssen.“
Wir erfahren dabei nicht, was er
mit „die Medien“ meint, zumal das Blatt „Wir Steirer“ ja
auch Teil der Medienlandschaft ist. Ferner zeigt Spörk, daß
er Kultur und Geschichte Europas nicht zu kennen scheint,
denn Politik ist niemals bloß das, was Funktionäre tun,
sondern was im Wechselspiel zwischen Staatskunst und
staatlichem Gemeinwesen (griechisch: Polis) entsteht.
Noch genauer, im antiken Rom formulierte Cicero in
seiner Schrift „De re publica“ seine Überlegungen zur
Republik = res publica. Demnach, werter Herr Spörk, dürfen
und sollen wir alle mitreden, wo es um Politik geht, aber
ganz speziell die Vierte Gewalt im Lande als unverzichtbarer
Teil der Gewaltentrennung in einer Demokratie. (Lernen Sie
Staatsbürgerkunde, bevor sie Bürgerinnen und Bürger belehren
möchten!)
-- [Ein
Feuilleton] --