10. März 2019 Es hat
tatsächlich etwas von Arbeit. Es ist höchst vergnüglich. Ein zeitgemäßes Äquivalent
zum traditionellen "Herrenabend", nicht so herablassend angelegt,
sondern in Fröhlichkeit umgesetzt. Die Kurzfassung wäre so bündeln: Zum Auftakt ein
Essen, bei dem wir die wesentlichen Punkte des Tages schon einmal durchgehen und uns ein
paar schöne alte Autos im Maßstab 1:43 anschauen. Zwei mal Alfa Romeo Giulia in
speziellen Versionen. (Die kleinen Perlen bringen auch zwei Männer am Nebentisch in unser
Gespräch herein.)
Dann mit einer angemessenen Karre (Toyota RAV4 Hybrid)
über die sieben Berge, und zwar in die falsche Richtung, weil ich Fischbach hinter
Passail angenommen habe, wo es hinter Birkfeld zu finden wäre. Nachdem es da keine kurze
Querverbindung gibt, haben wir eine Menge Gegend gesehen. Schöne Almenlandschaften,
Etagenbildstöcke, alte Traktoren, abschnittsweise ganz traditionelle agrarische
Architektur; und das bei vorzüglichem Wetter.
Da kann nicht geklagt werden, so lange der Sprit reicht.
Außerdem hab ich dem Dottore
schon am Beginn der Reise in einer Nebenstraße diesen alten Toyota Landcruiser zeugen
können. Erstes Baumuster. Prächtige Fuhre. So mag man ahnen, was für die Landpartie
inhaltlich konstituierend wurde. Diese über Stunden verlaufenden Gespräche waren
thematisch etwa so gewichtet:
+) Bekleidung: 2%
+) Persönliche Befindlichekeiten und Pläne: 3%
+) Landschaft: 7%
+) Frauen und Beziehungen: 8%
+) Autos: 80%
Hier tun sich schon Hinweise auf die Profession meines Dottore
auf. Er ist von einer deutlichen Italianità geprägt, war vor Jahren Brand Manager
für Abarth Austria, ist es heute Head of Marketing für Toyota
und Lexus. Wir haben quer durchs Jahre solche kleinen Konferenzen auf Rädern, um
Aspekte der Mobilitätsgeschichte durchzunehmen. Das bringt mir auch zwischendurch einen
Ritt auf Fahrzeugen ein, die mir sonst nicht unterkommen, wie etwa jenem Hybrid Lexus
RC 300h; siehe dazu: "Im Wandel" (Auftakt in Hofstätten)
Diesmal ging es zu Valentin Eggbauer, Sammler und
Schrauber, spezialisiert auf luftgekühlte Geräte. Außerdem handelt Eggbauer mit alten
Dingen und ist auf mehrere Arten dem Thema Volkskultur in der technischen Welt
verbunden. Sein "Museum bäuerliches Handwerk aus vergangenen Zeiten" ist
eine klassische Wunderkammer.
Auf diesem Foto sieht man Gall (links) und Eggbauer vor
einem bei uns überaus seltenen Jeep Forward Control, der schon rund ein halbes
Jahrhundert absolviert hat. Das hat alles auch etwas Archäologisches. Vieles an Wissen,
an Details um diese Dinge ist gerade am Versinken, während wir auf einen radikalen
Umbruch dessen zugehen, was unter persönlicher Mobilität verstanden werden
kann.
Das hat Aspekte einer nächsten sozialen Revolution. Das
hat starke kulturelle Anteile. Das handelt vom Abklingen einer Leitindustrie des 20.
Jahrhunderts, wobei etwa die Geschehnisse rund um Malversationen des VW-Konzerns uns vor
Augen führen, wie erheblich die Wirkmächtigkeit dieser Industrie im Zusammenhang mit
unserer Politik derzeit noch ist.
Toyota, übrigens der größte Automobilhersteller
der Welt, hat längst Prozesse eingeleitet, die genau das, nämlich Automobilhersteller zu
sein, beenden, in etwas Generelles umwandeln: Mobilitätsanbieter. Seit es
Automobile gibt, ist der Besitz eines Autos und der Auftritt damit immer auch ein soziales
Statement gewesen. Das ändert sich derzeit grundlegend. Dabei erscheinen mir das Promoten
von Elektro-Autos als Hauptereignis der nahen Zukunft oder das Verhandeln des erhöhten
Geschwindigkeitslimits bei 140 Km/h als vollkommen lächerliche Posen. Leere Gesten, die
uns nichts am aktuellen Umbruch verdeutlichen.
Das wird noch durch eine merkwürdige Debatte um technische
Mittel garniert, dank derer Lastwagenfahrer beim Abbiegen im Stadtverkehr jene toten
Sichtwinkel ausgeleuchtet bekämen, in denen immer wieder Passanten getötet werden, weil
es unmöglich ist, die problematischen Stellen aus der Kabine heraus einzusehen. Es ist
deutlich: Wo Politik sich in Public Relations erschöpft, sterben Menschen. |