13. November 2018 Karrenpferd.
Zugpferd. Bierpferd. In den frühen 1960er Jahren konnte man bei uns auf den Straßen noch
gelegentlich Pferde sehen. Die starken Noriker beziehungsweise Pinzgauer
Noriker sind dann auch in den Bezeichnungen von geländegängigen Autos aufgetaucht.
Ebenso die kleineren Haflinger, die bis heute in Tragtierkompanien des Militärs
eingesetzt werden.
Bevor sich Elektrizität und Kühlschränke durchgesetzt
haben, war Bier recht verderblich. Da mußte zügig geliefert werden. Es waren in meinen
Kindertagen vor allem Brauereien, die aus PR-Gründen nach wie vor auf Pferdegespanne
setzten. Ich erinnere mich, am Grazer Jakominiplatz mußten Bierfässer durch eine Luke in
einen Keller geschafft werden. Das Gespann, ein Zweierzug, stand also eine Weile
am Straßenrand und ich staunte die großen Tiere an.
Noriker (Foto: Xocolatl, Public
Domain)
In den Wochenschauen bekam ich als kindlicher Kinogeher
manchmal eine Blick nach England geboten. Da sah ich weit größere Züge mit riesigen
Kaltblutpferden. Später tauchten solche Gespanne auch in den Katalogen von
Modellbau-Anbietern auf. Wer das nötige Geld und Geschick aufbrachte, konnte den Bausatz
eines Achterzuges nachhause tragen. (Ich gehörte nicht zu diesen versierten
Bastlern.)
Ich bin als Teenie ein solider Jethro Tull-Fan
gewesen. Nach dem Album "Songs from the Wood" (1977), das bei mir bis
heute läuft, kam 1978 "Heavy
Horses" auf den Markt. Im Titelsong lieferte Ian Anderson eine generelle
Hommage an Englands Pferde und einen romantischen Abgesang an ihre einstige Bedeutung:
"Heavy Horses, move the land under me / Behind the
plough gliding - slipping and sliding free / Now you're down to the few / And there's no
work to do / The tractor's on its way." (Ich glaube freilich nicht, daß das
Pflügen mit Pferden eine derart erhebende Tätigkeit war, eher ein ziemlich harter Job.)
Diese "Schweren Pferde" sind noch einiges wuchtiger als unsere Noriker.
Shire Horse (Foto: Tamsin Slater,
Creative Commons)
Es heißt, die Shire Horses seien ursprünglich
als Ritterpferde gezüchtet worden, um später in Landwirtschaft und Transportwesen zu
landen. Die größten unter ihnen kommen auf eine Schulterhöhe von rund zwei Metern und
bringen weit mehr als eine Tonne auf die Waage. Helmut Barthel hat 2011 über diese Rasse
notiert:
"So wurden als stärkste Pferde der Welt zwei
Shire Wallache gefeiert, die an einem Wettbewerb zusammen eine Ladung von 51 Tonnen zogen!
Daß diese großen, starken und unabhängigen Kraftpakete einen vergleichsweise so
winzigen Wurm wie den Menschen Ernst nehmen und ihm sogar folgen, ist nur ihrer
ausgeprägten Großmut zu verdanken."
Grazer Brocken: G-Wagen und
Pinzgauer in der dreiachsigen 6x6-Version
Auf solche Arten schimmert das Thema Transportwesen
durch unzählige Aspekte unseres gegenwärtigen Lebens. Das sind auch Motive meines
Themenschwerpunktes "Der
Geist des Transports" und das sind Aspekte des Haflinger-Projektes.
(Es verweist aber auch auf eine Option des "Konsortium 18".)
Das letzte Foto dieser Seite zeigt zwei "Heavy
Horses", die in Graz entwickelt wurden. Der große G-Wagen wurde
übrigens von AMG und Brabus ins Luxussegment gehievt, die erhebliche Pinzgauer-Flotte
wechselt langsam in den Bereich Volkskultur in der technischen Welt. Das ereignet
sich, während wir langsam den Abgesang der Verbrenner in Privatbesitz als Basis
der Massenmotorisierung erleben.
-- [Das Haflinger-Projekt] -- |