30. Oktober 2018 Diese
Morgenstunden waren sehr nach meinem Geschmack. Die Stille, der Regen, die Farben. Und
endlich ist auf jenem Gebäudekomplex die dummdreist überdimensionierte Leuchtschrift
eines dort ansässigen Betriebes abmontiert worden.
Daß eine Bildungseinrichtung, die ohnehin nicht auf
Laufkundschaft angewiesen ist, sich derart penetrant in den öffentlichen Raum stellt, wie
das hier über Jahre geschah, demonstriert ein merkwürdiges Verhältnis zur Kategorie
Gemeinwesen. Zum Setting siehe: [link] Aber solche Beispiele an Mängeln in gestalterischer Kompetenz
und angemessener Kommunikation boomen. Brüllende Marktschreierei aller Arten fordert uns
heraus, unsere Auffassungen zu überprüfen.
Was diese Nacht noch daherkam: Lektüre und Träumereien.
Es heißt, die Kartoffel habe bei uns die Edelkastanie als bevorzugte Stärkefrucht
verdrängt, an den Rand des nahenden Winters gerückt. Es hat allerdings rund 200 Jahre
gedauert, bis hierzulande alle Ressentiments gegen die Knolle ausgeräumt waren, um ihre
Nutzung umfassend zu entfalten.
Die Kartoffel hatte als Brotkonkurrenz einen schlechten
Ruf, galt als unziemlich. Andrerseits, die große Bevölkerungszunahme im Europa
des 18. und 19. Jahrhunderts wird sehr wesentlich den Kartoffeln zugeschrieben, weil sie
die Ernährungslage völlig verändert hat. (Ein großer Vorteil war seinerzeit auch, daß
weder umziehende Armeeverbände, noch Aristokraten auf der Jagd, die Ernte zertrampeln
konnten.)
Kartoffel, Polenta und Reis gehören zu den Standards in
meinem häuslichen Vorrat. Es ist natürlich eine merkwürdige Marotte, sich dabei
gelegentlich auszumalen, wie die Menschen dank solcher Früchte dem ewig drohenden Mangel
und Hunger entkommen konnten. Solche Belastungen sind uns zum Glück fremd. Aber ich kenne
das milde Echo davon. Wo einem Freelancer zwischendurch das Geld ausgeht, kommt es auf
solche Vorräte an, um die Tage rund zu machen.
Dann fliegen mir freilich auch noch ganz andere Themen um
die Ohren. Dabei gibt es manche Bereiche, zu denen möchte ich mich spontan gar nicht
äußern. Was muß man denn auch kommentieren, wenn, wenn die Rechtspflege bei uns solche
Momente möglich macht? Es ist ein ziemlich barbarischer Akt, eine schwangere Frau und ein
Kleinkind per Abschiebung zu trennen. Auch wenn diese Zumutung inzwischen revidiert wurde,
hat das ja Folgen an Menschen, die nicht weggewischt werden können. Das ist schändlich,
mehr muß dazu nicht gesagt werden.
(Quelle: Der Standard)
Ich will das hier einfach notiert wissen. Eine
bemerkenswerte Illustration dieser Zeit einer christlichsozialen Regierung, welche sich
aus einer Koalition mit vaterländischen Kräften ergeben hat. Dazu paßt auf
eigentümliche Art eine jüngere Meldung. Dieser große Propagandaaufwand, um seine
Kompetenzen nicht nur zu behaupten, sondern diese Behauptungen auch wirksam zu promoten.
Und das bei eklatantem Regelverstoß, für den beeindruckende Geldsummen bewegt wurden.
Unredliche Verfahrensweisen in einer Phase, während der
prominentes politisches Personal laufend Beispiele liefert, wie man Journalistinnen und
Journalisten öffentlich angreift, was die Vierte Gewalt unübersehbar
einschüchtern, leiser machen soll. So dieser Tage durch FPÖ-Mann Harald Vilimsky, der
die Kündigung einer ORF-Mitarbeiterin forderte, da sie kritische Fragen gestellt hatte.
So handeln die Steigbügelhalter der Tyrannei.
(Quelle: Der Standard) |