13. Juni 2018

Ein Glückstreffer bei der Archivarbeit. Die handschriftliche Notiz auf diesem alten Werbemittel zum Steyr-Puch Haflinger dürfte das Datum der Markteinführung des Fahrzeugs nennen, das ich bisher in gängigen Publikationen vergeblich gesucht hab: 14.9.1959.

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Als die historische Steyr-Daimler-Puch AG im Magna-Konzern von Frank Stronach aufging, wurde ein großer Teil der Archivalien in alle Winde verstreut. Manches davon taucht wieder auf, wenn man Zugang zu den Personen findet, die damals im Werk gearbeitet und solches Material vor dem Schreddern gerettet haben. Manches ist in privaten Sammlungen verschwunden wie ein geklauter van Gogh.

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Manche Leute haben von alten Drucksorten Nachdrucke angefertigt und diese auf den Markt getragen. Dafür mußten sie sich Vorwürfe anhören, welche mit der Unterstellung von Profitsucht etc. verbunden sind. Allerdings war vor der Verbreitung von Personal Computers in fast allen Haushalten und der Möglichkeit, solche Dokumente daheim problemlos zu digitalisieren, gar keine andere Variante als der Nachdruck greifbar, um solche Archivalien wieder für breitere Kreise verfügbar zu machen, denn die vereinzelte Fotokopie trug ja nicht weit und blieb privates Gut.

Ein werkseigenes Archiv wurde in der Zeit jenes Umbruchs nicht gegründet. Aber heute bemühen sich vormalige Mitarbeiter des Konzerns verstärkt, etwas davon nachzuholen und die Geschichte mit Unterstützung von Magna aufzuarbeiten. Private Initiativen, wie das Archiv von Micha Lanner oder Constantin Kiesling, blieben die Ausnahme.

Wie unser aktuelles Projekt deutlich macht, ist in solchen Prozessen das Medium Buch immer noch unverzichtbar. Unnötig zu erwähnen, daß es bei dem nötigen Arbeitsaufwand und dem letztlich eher überschaubaren Publikumskreis ganz unmöglich ist, die gesamten Kosten mit dem Buchverkauf zu erwirtschaften.

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Man wird mich dazu nicht über so trübe Kategorien wie "Selbstausbeutung" reden hören, auch wenn mir ein Überhang an unbezahlter Arbeit manchmal zum Problem wird. Wissens- und Kulturarbeit kann ich mir nur als eine gesamtgesellschaftliche Anstrengung vorstellen, die von Staat und Markt begleitet, verstärkt wird.

Das ist auch, was mir an diesem Projekt erhebliches Vergnügen macht. Ich erlebe, wie höchst unterschiedliche Charaktere sich einlassen, kooperieren. Es gibt dann freilich auch stellenweise diese zutiefst österreichisch wirkenden Mieselsüchtler, die an niemandem ein gutes Haar lassen können, an jedem etwas auszusetzen haben, außer an sich selbst. Ich staune über solche toxischen Existenzen. Mehr fällt mir dazu nicht ein.

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Was mir aber dieser Tage noch auffiel: in einem der alten Prospekte fand sich ein Hinweis, daß der Haflinger 1968 einen "Staatspreis für gute Form" erhalten hat. Der erging an die Company, während ich bis heute kein Einzelperson dingfest machen konnte, der sich das Hafi-Design zuschreiben ließe. Es war also mutmaßlich Teamwork, ganz nahe an der Vorstellung von "Form follows Function", die ab der Mitte des 19. Jahrhunderts dokumentiert ist.

-- [Der Haflinger] --

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