27. März 2018 Die
Mühlen als europäisches Phänomen, in dem ganz wesentlich jene
Maschinenbaufreude begründet liegt, welche uns gegenüber der Welt für einige
Jahrhunderte atemberaubende Vorteile gebracht hat. Die Karavellen als segelnde
Fäuste, um den anmaßenden Wünschen Europas Bahn zu brechen. Daraus hat Europa sich
über Jahhunderte imperiale Vorteile genommen.
Ich denke, wir erleben gerade, wie diese einstige
Vorteilslage unübersehbar den Bach hinuntergeht. Dazu kommt, daß wir inzwischen über
Flüchtlingsströme einen Teil der Konsequenzen von Europas arrogantem Handeln vor die
Haustür geliefert bekommen. Damit hatte offenbar ursprünglich niemand gerechnet.
Ich sehr mir dazu gerade einige Hintergrund-Motive an. Wir
haben im Bemühen, uns die Erde Untertan zu machen, allerhand erreicht. Wie es eben der
Vers 28 des 1. Kapitels im Buch Genesis empfiehlt; so zumindest eine populäre
Deutung der Bibelstelle. Die lautet in der Einheitsübersetzung an der Universität
Innsbruck, nachdem die Erschaffung von Adam und Eva zur Sprache kam, übrigens so:
Gott segnete sie und Gott sprach zu ihnen: Seid
fruchtbar und vermehrt euch, bevölkert die Erde, unterwerft sie euch und herrscht über
die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die sich auf dem
Land regen.
Wir wissen inzwischen: wie auch immer das gemeint war, so
hat es auf jeden Fall nicht geklappt. Die Unterwerfung der unbändigen Natur mußte
abgesagt werden. Es gelang bestenfalls eine stellenweise und temporäre Bezähmung. So
treibt uns über Jahrtausende ein Ringen um Ideen und um leistungsfähige Werkzeuge, die
des Menschen Abhängigkeit von den Launen eben dieser Natur verbessern können, wo es etwa
um Nahrungsreserven geht, aber auch um die Qualität verfügbarer Nahrungsmittel. Wir
haben für uns den Hunger abgeschafft und den Mangel bseitigt. (Das gilt nicht für die
Welt.)
Im anschließenden Vers 29 heißt es in der Bibel: Dann
sprach Gott: Hiermit übergebe ich euch alle Pflanzen auf der ganzen Erde, die Samen
tragen, und alle Bäume mit samenhaltigen Früchten. Euch sollen sie zur Nahrung
dienen.
Aber der Mensch war eben nicht mehr im Paradies zuhause,
also mußte er schuften und rackern, damit die Ernte ausreichen konnte, der Ertrag
bäuerlicher Mühen die Menschen satt machte. Vom Grabstock zum Pflug zum Personal
Computer haben sich viele Generationen krummgeschunden.
Die Session im Project Space des SPLITTERWERK ("Krusche spricht.")
war schon diesen Hintergründen gewidmet. Daraus führe ich die Reflexion nun weiter. Beim
heurigen Aprilfestival auf Schloß Freiberg wird das in einer
anschließenden Session unter dem Titel Die
Gefolgschaft des Ikarus umgesetzt.
Mit der biblischen Idee von einer Herrschaft
über die Erde (Dominium terrae) sind wir nur mäßig vorangekommen.
Im Kapitel 8 der Psalmen geht es um Die Herrlichkeit des Schöpfers -
die Würde des Menschen. Darin heißt es reichlich selbstreferenziell: Du
hast ihn als Herrscher eingesetzt über das Werk deiner Hände, / hast ihm alles zu
Füßen gelegt: All die Schafe, Ziegen und Rinder / und auch die wilden Tiere, die Vögel
des Himmels und die Fische im Meer, / alles, was auf den Pfaden der Meere
dahinzieht.
Ich hab ein Faible für diese alten Erzählungen, in denen
wir Referenzpunkte für unser heutiges Denken finden. Da zeigt sich etliches als Teil
einer Conditio humana, die über Jahrtausende Bestand zu haben scheint. Das sind
genau die Motive, an denen wir unser aktuelles Handeln überprüfen können. Diese
Möglichkeiten innerhalb so weiter Zeitfenster finde ich besonders spannend. Ein weiterer
Zwischenschritt auf dem Weg zum 2018er Kunstsymposion. Dem soll dann unterwegs
noch ein dritter folgen, um eine Art heurige "Basiserzählung" zu haben.
-- [Die Quest III] [Kunstsymposion 2018] -- |