13. Februar 2018

Kürzlich hatte ich einen Alien auf dem Teller. Davor hatten wir aus großen Schalen Suppe geschlürft, wie das in Asien üblich sei, so wurde mir erzählt. Es gibt in der Steiermark inzwischen etliche Lokale, in denen recht authentische Speisen angeboten werden, statt der europäisierten Chinarestaurant-Produkte, die mit China meist nur den Geburtsort von Teilen des Personals zu tun haben.

log2479a.jpg (19131 Byte)

Ich bin immer wieder sehr bewegt, wenn ich bei solchen Ausflügen auf Geschmäcker stoße, die ich davor nicht kannte. Gewächse, Gewürze... In den Glanzzeiten eines räuberischen Europas, das die übrige Welt völlig bedenkenlos und mit Gottes Segen ausplünderte, konnten Seefahrer auf einer Expedition ohne weiteres ein, zwei Schiffe verlieren und machten immer noch enormen Profit, so teuer wurden Gewürze gehandelt.

In mancher Hinsicht hat sich das bis heute nicht geändert. Freilich kann ich mir diese Zusammenhänge nicht täglich vor Augen halten. Ich würde den Verstand verlieren. Zum Glück sind es nur wenige Schritte hinüber auf den Boulevard. Dort werde ich mit Leichtigkeiten verwöhnt. Eben hörte ich eine Redakteurin sagen, der Tochter von David Hasselhoff sei es endlich gelungen, aus dem Schatten des Vaters herauszutreten. Da bin ich froh.

Draußen liegt Schnee und ich habe mich beim ersten Kaffee des Tages gefragt: Wäre heute mit einem lustigen Hütchen und roter Nase am Schreibtisch zu sitzen? Genau! Faschingsdienstag. Heute werden quer durchs Land Depots leergetrunken, Herzen gebrochen, es wird dem Jahr ein solides emotionales Fundament verpaßt.

log2479b.jpg (22375 Byte)

Was man hier sieht, ist allerdings Standard-Ware in meinem bevorzugten Kaufhaus. (Ist dieser Begriff eigentlich noch üblich? Kaufhaus.) Schmückende Elemente, die irgendwo vermutlich mit vollen Hände ganz beliebig auf die Ware verstreut wurden. Die Jacke ist ein Parka. In meinen Teenager-Tagen nannten wir solche Fummel Nato-Jacken. Sie waren in den 1970ern das zentrale Hauptereignis des Military Look.

Ich war als Youngster darin freilich Avantgarde, weil ich längst vor jener Modewelle von meinem Vater eine Jacke übernommen hatte, die er stets den Amerikaner nannte. Der Amerikaner. Mein Amerikaner. Eine amerikanische Armeejacke aus dem Zweiten Weltkrieg, die er aus grauenhaften Tagen behalten hatte. Sie war nachträglich tiefblau gefärbt worden, um weniger militärisch zu wirken.

Es lag eine merkwürdige Stichhaltigkeit im Tragen solcher Jacken, denn das ist ja eigentlich Veteranen-Kram. Was die Parkas anging, das Wort kommt übrigens aus der Sprache der Inuit, hatten wir in Spielfilmen vor allem Vietnam-Veteranen gesehen, die in solchem Zeug herumliefen. An unseren Jacken waren Patches wichtige Elemente. Unser Wort dafür lautet Aufnäher. Es mußte dabei aber nicht zwingend genäht werden. Dank chemischer Geheimnisse gibt es die Option des Aufbügelns.

log2479c.jpg (23649 Byte)

In meinem bevorzugten Kaufhaus werden manchmal Dinge verschenkt, die sich partout nicht verkaufen lassen. So dieser Aufnäher, den ich mir mitgenommen habe, weil ich ihn für gar nichts brauche. Es ist ein schönes Q. Was weiter? Nun möge einfach der Faschingsdienstag erst vorbeiziehen. Es zeigt sich dann schon noch, was das Jahr werden möchte.

[kontakt] [reset] [krusche]