13. Februar 2018 Kürzlich
hatte ich einen Alien auf dem Teller. Davor hatten wir aus großen Schalen Suppe
geschlürft, wie das in Asien üblich sei, so wurde mir erzählt. Es gibt in der
Steiermark inzwischen etliche Lokale, in denen recht authentische Speisen angeboten
werden, statt der europäisierten Chinarestaurant-Produkte, die mit China meist nur den
Geburtsort von Teilen des Personals zu tun haben.
Ich bin immer wieder sehr bewegt, wenn ich bei solchen
Ausflügen auf Geschmäcker stoße, die ich davor nicht kannte. Gewächse, Gewürze... In
den Glanzzeiten eines räuberischen Europas, das die übrige Welt völlig bedenkenlos und
mit Gottes Segen ausplünderte, konnten Seefahrer auf einer Expedition ohne weiteres ein,
zwei Schiffe verlieren und machten immer noch enormen Profit, so teuer wurden Gewürze
gehandelt.
In mancher Hinsicht hat sich das bis heute nicht geändert.
Freilich kann ich mir diese Zusammenhänge nicht täglich vor Augen halten. Ich würde den
Verstand verlieren. Zum Glück sind es nur wenige Schritte hinüber auf den Boulevard.
Dort werde ich mit Leichtigkeiten verwöhnt. Eben hörte ich eine Redakteurin sagen, der
Tochter von David Hasselhoff sei es endlich gelungen, aus dem Schatten des Vaters
herauszutreten. Da bin ich froh.
Draußen liegt Schnee und ich habe mich beim ersten Kaffee
des Tages gefragt: Wäre heute mit einem lustigen Hütchen und roter Nase am Schreibtisch
zu sitzen? Genau! Faschingsdienstag. Heute werden quer durchs Land Depots leergetrunken,
Herzen gebrochen, es wird dem Jahr ein solides emotionales Fundament verpaßt.
Was man hier sieht, ist allerdings
Standard-Ware in meinem bevorzugten Kaufhaus. (Ist dieser Begriff eigentlich noch üblich?
Kaufhaus.) Schmückende Elemente, die irgendwo vermutlich mit vollen Hände ganz
beliebig auf die Ware verstreut wurden. Die Jacke ist ein Parka. In meinen
Teenager-Tagen nannten wir solche Fummel Nato-Jacken. Sie waren in den 1970ern
das zentrale Hauptereignis des Military Look.
Ich war als Youngster darin freilich
Avantgarde, weil ich längst vor jener Modewelle von meinem Vater eine Jacke
übernommen hatte, die er stets den Amerikaner nannte. Der Amerikaner. Mein
Amerikaner. Eine amerikanische Armeejacke aus dem Zweiten Weltkrieg, die er aus
grauenhaften Tagen behalten hatte. Sie war nachträglich tiefblau gefärbt worden, um
weniger militärisch zu wirken.
Es lag eine merkwürdige Stichhaltigkeit im
Tragen solcher Jacken, denn das ist ja eigentlich Veteranen-Kram. Was die Parkas anging,
das Wort kommt übrigens aus der Sprache der Inuit, hatten wir in Spielfilmen vor allem
Vietnam-Veteranen gesehen, die in solchem Zeug herumliefen. An unseren Jacken waren Patches
wichtige Elemente. Unser Wort dafür lautet Aufnäher. Es mußte dabei aber nicht zwingend
genäht werden. Dank chemischer Geheimnisse gibt es die Option des Aufbügelns.
In meinem bevorzugten Kaufhaus werden manchmal Dinge
verschenkt, die sich partout nicht verkaufen lassen. So dieser Aufnäher, den ich mir
mitgenommen habe, weil ich ihn für gar nichts brauche. Es ist ein schönes Q. Was weiter?
Nun möge einfach der Faschingsdienstag erst vorbeiziehen. Es zeigt sich dann schon noch,
was das Jahr werden möchte. |