4. Juni 2017 Kommt man
über Hohenberg nach Gleisdorf herunter, passiert man dabei einige sehr markante
Bildstöcke. In dieser Serie findet man unter anderem einen wuchtigen Breitpfeiler, dessen
Nische mit einem Gitter verschlossen ist. Dahinter befindet sich liegend ein Jesus in etwa
halber Lebensgröße.
Das ergibt eine fast schon makabere Szene. An der Wand eine
vierköpfige Frauengruppe, als Gemälde von sehr mäßiger Qualität ausgeführt. Im
Zentrum natürlich Maria. Ich tippe auf die Kreuzabnahme, was in einem Kreuzweg die 13.
Station wäre. Seit ich mich nach derlei Flurdenkmälern umsehe, scheint mir, daß die
Marienverehrung in dieser Region einen hohen Stellenwert hat.
Marienverehrung. Das wird auf eigentümlich kalte Art in
der Inszenierung einer Kirche am Wallfahrtsort Maria Fieberbründl sichtbar. Der Ortsname
verweist auf Wasser mit heilsamer Wirkung. Dabei eine Stille vor Ort, die einen gleich
wieder abhauen läßt. Allerdings wurde ich gerade dort auf ganz andere Art fündig.
Ein Jaguar E-Type mit einem V12- Triebwerk. Das
hat auch was anbetungswürdiges, bevor einen das zickige Fahrverhalten des Roadsters zum
ersten Mal von der Straße hebelt. Jedenfalls bis heute ein sensationeller Auftritt. Bei
all dem ein Kofferraum, kaum größer als eine Damenhandtasche. Man darf sich also mit
diesem Briten nicht all zu viel vornehmen. Ein Auto, um gnadenlos geradeaus zu fahren,
ohne wo ankommen zu müssen.
Doch weit bewegender war es für mich, eine Lino
wiederzusehen. Ich hatte mich in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre in einigen
Redaktionen herumgetrieben, um in Sachen Journalismus was zu lernen. Damals wurde noch mit
der Linotype gesetzt. (Ich weiß aber nicht, wie lange diese Höllenmaschinene im
Einsatz waren.)
Die Tastatur ist hier gut zu erkennen. Was eingegeben
wurde, setzte einen kuriosen Mechanismus in Gang, der mittels einzelner
Buchstaben-Matritzen den Text Zeile für Zeile entstehen ließ. Diese Vorlage wurde dann
gegossen, um damit fertige Zeilen für einen Druckstock zu erhalten.
Im linken Teil der Maschine ist ein Kocher verborgen, in
den ein Bleibarren mit einer Kette zum Schmelzen abgesenkt wurde. Flüssiges Metall, das
Material für den Guß. Die Lino ist im Betrieb laut, heiß und stinkend, ein
ziemlich radikaler Apparat, der im Freilichtmuseum von Vorau steht.
Ein äußerst besuchenswerter Ort mit einer fulminanten
Sammlung. Die ganze Anlage hat mich beeindruckt, die Fülle der Exponate und die Art, wie
alles angeordnet ist. Dazu kommen sehr aufschlußreiche Beschriftungen, die abrunden, was
man sieht. Ein Leben in der agrarischen Welt, bei dem die Tage wohl sehr gut davon
ausgefüllt waren, die Dinge am Laufen zu halten.
Es ist zugleich eine Lektion, was den Einfallsreichtum und
die Handfertigkeit einzelner Menschen angeht. Dort fand ich übrigens auch einige der
Gattersteine, über die mir Ewald Ulrich, wenn ich mich recht entsinne, gesagt hat, man
bekäme sie kaum noch wo zu sehen. Lochsteine, durch die Rundhölzer geschoben wurden, um
Gehege zu verschließen.
Sie tauchen in der Systematik der Klein- und Flurdenkmäler
auf, die wir derzeit näher betrachten, um jene Info-Sphäre zu erkunden, die uns umgeben
hat, bevor neue Technologien all das überschrieben haben. Damit sind zugleich auch
Referenzpunkte gemeint, mit denen sich vergleichen läßt, was wir aktuell als
"Kunst im öffentlichen Raum" vorfinden.
Ein interessantes Thema, wo einerseits elaborierte Werke
der Gegenwartskunst in Stellung gebracht werden, andererseits oft erschreckend unbedarfte
Bastelarbeiten, die nichts anderes leisten, als bloß ihre Schöpfer zu repräsentieren... |